Die Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT betrauert den Tod von Fritz Molden, der in den späten 50er bzw. frühen 60er Jahren wesentlich an der Organisation und Finanzierung des Südtiroler Freiheitskampfes beteiligt war. Er hat nicht nur die wichtigsten Kontakte der Südtiroler Freiheitskämpfer zu den maßgeblichen österreichischen Politikern hergestellt (Bruno Kreisky), sondern als Inhaber des größten österreichischen Zeitungsunternehmens auch die mediale Aufmerksamkeit auf das Südtiroler Freiheitsanliegen gelenkt.
Als Widerstandskämpfer gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten hat er auch in Tirol für Freiheit und Menschenrechte gekämpft und den Wiederaufbau der Demokratie in Österreich mitgestaltet.
Die Bewegung SÜD-TIROLER FREIHEIT spricht der Familie, vor allem seiner Ehefrau Hanna, ihr herzlichstes Beileid aus und ist davon überzeugt, dass Fritz Molden einen wichtigen Platz in der Geschichte Tirols und Österreichs innehaben wird.
Zum Tode von Fritz Molden
Fritz Molden ist nicht mehr. Der Süd-Tiroler Freiheitskampf der 1950er- und 1960er-Jahre verliert mit seinem Tod einen weiteren herausragenden Kopf. Er war das, was man im wahrsten Sinn des Wortes eine „schillernde Persönlichkeit“ nennt: Er hat in seinen fast 90 Lebensjahren das erreicht, was viele nicht einmal in fünf Leben zusammenbekommen. Er hat viel gewagt, oft verloren und von neuem begonnen. Kurzum: ein richtiges Stehaufmännchen mit Ecken und Kanten.
Im April 1924 in großbürgerlichen Verhältnissen in Wien geboren, nahm er schon im Alter von 14 Jahren an Aktivitäten gegen die Nazis teil. Oft landete er im Kerker, er überlebte eine Strafversetzung zu einem Himmelfahrtskommando an die Ostfront, setzte sich zu Partisanen nach Italien ab und wurde nach seiner Flucht in die Schweiz Vermittler der Österreichischen Widerstandsbewegung „O5“ zu den alliierten Siegermächten.
Nach dem Kriegsende arbeitete Molden als Leiter des Pressebüros des Außenministeriums, fünf Jahre später übernahm er die kaufmännische Leitung der Tageszeitung „Die Presse“, die er mit seinem Vater Ernst wiederauferstehen läßt. Die „Neue Freie Presse“ wurde ja 1939 von den nationalsozialistischen Machthabern eingestellt. Zudem fungierte er auch als Herausgeber und Chefredakteur.
Eine wesentliche Rolle nahm auch die Süd-Tirol-Frage in Moldens Leben ein. Er unterstützte den „Befreiungsausschuß Südtirol (BAS)“ und die Freiheitskämpfer jener Zeit und war neben Wolfgang Pfaundler und Gerd Bacher einer der einflußreichsten Österreicher. Überdies machte er sich als Präsident der Auslandsösterreicher für die Briefwahl und die einfachere Doppelstaatsbürgerschaft stark.
Neben seinem publizistischem und politischem Dasein machte er sich auch als Verleger einen Namen. Der „Fritz Molden Verlag“ veröffentlichte die Werke berühmter Autoren und legte das Hauptaugenmerk auf moderne Unterhaltungsliteratur, aber auch auf Sachbücher und Lebensbeschreibungen. Trotz vieler Besteller mußte Molden 1982 Konkurs anmelden und von vorne anfangen.
Doch Molden gab nicht auf und widmete sich wieder der Schriftstellerei und übernahm diplomatische Sonderaufgaben. So reiste er etwa 1987 durch Westeuropa, um die österreichische Ansicht im „Fall Waldheim“ hervorzuheben. Auch half er Oscar Brunner bei der Gründung der Tageszeitung „Der Standard“.
Fritz Molden, der Sohn von Paula von Predarovic, der Verfasserin der österreichischen Bundeshymne, starb im hohen Alter von 89 Jahren. Daß es Süd-Tirol heute relativ gut geht, ist sicher auch sein Verdienst. Seiner Ehefrau und seinen fünf Kindern gehört unser ganzes Mitgefühl. Auch wenn sein irdisches Dasein in mancher Hinsicht sehr turbulent verlief, durchzog ein gesunder, rot-weiß-roter Patriotismus seinen Lebenslauf. Diesen zu haben, ist eine Gabe, diesen zu leben, eine wahre Kunst.
Andreas Raffeiner