Sucht man nach Gründen für die erhöhte Sensibilität in volkstumspolitischen Fragen in unserem Bezirk so ist diese sicherlich darin begründet, dass hier die Sprüche der SVP leichter als reine Lippenbekenntnisse zu durchschauen sind als vielleicht anderswo. Parolen, wie z.B.: “Wir sind ja auch für die Selbstbestimmung, aber im Moment ist das nicht realistisch“, werden von der Bevölkerung nicht mehr ernst genommen,
Der Ausverkauf der Heimat, im Pustertal ein brennendes Problem, wird von der SVP höchstens vor Wahlen angesprochen, sonst wird nichts dagegen unternommen. Das Problem mit dem Gebrauch der deutschen Sprache bei den Behörden und, wie jüngst bekannt geworden, auch im Krankenhaus Bruneck ist nach wie vor auf der Tagesordnung. Auch in umweltpolitischen Belangen hat die Landesregierung mit Entscheidungen für die Wirtschaft und gegen Natur und Umwelt für viel Unverständnis und Verärgerung gesorgt.
Somit ist das Spiel leicht zu durchschauen: Hier geht es in erster Linie um den Erhalt der Macht der Partei, hier wird Politik zum Selbstzweck.
Und wenn Herr Zeller meint, dass das Ergebnis des Referendums in Rom niemand kratzt, schließlich habe man dort eine autonomiefreundliche Regierung, um am Tag nach der Sendung mit Bruno Vespa dann zu erklären, dass nun die Südtiroler gesehen hätten, welch rauer Wind uns in Rom ins Gesicht bläst, so ist dies an Verlogenheit nicht mehr zu überbieten.
Wollte man der SVP einen Rat geben, so diesen: „Seid ehrlich und sagt den Leuten: ja, wir wollen bei Italien bleiben und mit Rom weiterpakteln“.
Es merkt’s ja sowieso jeder.
Dr. Herbert Campidell
(Sprecher des Bezirkes Pustertal)