Archiv
Antworten auf die Anfrage des Landtagsabgeordneten Bernhard Zimmerhofer ans Büro der Fraktion der Europäischen Freie Allianz (EFA) im EU-Parlament:
1. Gibt es Beispiele von EFA-Mitgliedern, wo dies [Antritt als einzelne Personen bei Olympischen Spielen] bereits gängige Praxis ist?
2. Könnten Sie eine Lösung durch eine Initiative EFA im Europäischen Parlament herbeiführen?
3. Wäre es denkbar, dass Athleten als EU-Bürger unter der EU-Fahne antreten könnten?
HINTERGRUND
Bei den Olympischen Spielen sind Sportler als unabhängige Teilnehmer aus verschiedenen Gründen angetreten, auch wenn sich ihr Land in einem politischen Übergang befand oder mit internationalen Sanktionen belegt wurde. Unabhängige Athleten kamen aus Ländern wie Mazedonien, Osttimor, dem Südsudan und Curaçao, alles Länder, in denen in den Jahren vor den Spielen geopolitische Veränderungen stattgefunden hatten. Zu diesen Ländern gehörten u.a. die Bundesrepublik Jugoslawien (heute Serbien und Montenegro), gegen die Sanktionen verhängt worden waren, und Indien, wo das nationale olympische Komitee ausgesetzt worden war. Medaillen wurden von unabhängigen Olympioniken nur 1992 im Schießwettbewerb gewonnen.
Athleten, die an den Olympischen Spielen (sommers wie winters) teilnehmen, müssen Mitglied ihres Nationalen Olympischen Komitees (NOK) sein. Allerdings gab es in der jüngeren Geschichte bereits Fälle, in denen sich Nationen aufgelöst hatten oder in denen, nach einer politischen Übergangsphase, neue Nationen entstanden waren, oder auf Grund von internationalen Sanktionen Athleten ohne Nation oder NOK dastanden. Um diese Athleten vor einem Ausschluss zu bewahren, hat das Internationale Olympische Komitee (IOK) die Kategorie der unabhängigen olympischen Athleten gegründet. Unabhängige Olympische Athleten treten treten unter der olympischen Flagge an. Sollten sie bei ihrer Veranstaltung eine Goldmedaille gewinnen, wird die Olympiahymne gespielt.
Andererseits muss festgestellt werden, dass während der Zeit des Kalten Krieges jenen Athleten, die aus den kommunistischen Ländern Europas ausgewandert waren, die Teilnahme an den Olympischen Spielen verwehrt blieb, weil das NOK des jeweiligen Ursprungslandes diese Athleten nicht im eigenen Team haben wollte und ihnen darüber hinaus auch nicht den Wechsel der Staatsbürgerschaft gestattete. Einige Athleten bewarben sich in den Jahren 1952 und 1956 als Einzelpersonen, doch sie wurden zurückgewiesen.
Bei den Olympischen Spielen in London 2012 traten Athleten nunmehr zum dritten Mal unter der „unabhängigen“ Flagge an. Die vier Athleten kamen aus folgenden zwei Ländern: Drei aus den Niederländischen Antillen und einer aus dem Süd-Sudan. In beiden Fällen wurden die Athleten auf Grund von bürokratischen Problmen als staatenlos eingestuft.
Für andere Sportarten wie Fußball müssen die Spieler von der UEFA / FIFA anerkannt sein: Bei Wales und Schottland ist dies der Fall, bei Flandern und Okzitanien jedoch nicht.
Kürzlich hatten wir im EFA-Büro Besuch von einer Delegation aus Gibraltar, die jüngst der UEFA beigetreten ist. Diese neuen Mitglieder wissen wie es geht, von der UEFA anerkennt zu werden. Auf Anfrage können wir den Kontakt herstellen.
Was jene Nationen betrifft, die von der UEFA nicht anerkannt sind, so wissen wir, dass es eine alternative Liga gibt, in der diese Teams gegeneinander antreten können. Ich haben einen Bekannten in Okzitanien, der Genaueres weiß. Er organisierte Fußballspiele zwischen „Olympique Marseille“ und dem Okzitanischen Nationalteam.
Antworten auf Ihre Fragen
Gibt es Beispiele von EFA-Mitgliedern, wo dies [Antritt als einzelne Personen] bereits gängige Praxis ist?
Nein, wie bereits im Abriss über den Hintergrund gesagt wurde, gibt es nur Personen aus Mazedonien, Ost-Timor, dem Süd-Sudan, Curaçao, Jugoslawien und Indien, die als einzelne Athleten während der Olympischen Spiele teilgenommen hatten.
Könnten Sie eine Lösung durch eine Initiative EFA im Europäischen Parlament finden?
Die EFA könnte eine Initiative vorschlagen, aber ich persönlich glaube nicht, dass diese angenommen würde. Darüber hinaus stünde sie im Widerspruch zu den bereits genannten Teilnahmeregeln der Olympischen Spiele: Athleten, die an den Olympischen Spielen (sommers wie winters) teilnehmen, müssen Mitglied ihres Nationalen Olympischen Komitees (NOK) sein. In diesem Satz ist nicht von der Teilnahme einer regionalen, sondern nur von einer nationalen Vertretung die Rede.
Wäre es denkbar, dass Athleten als EU-Bürger unter der EU-Fahne antreten könnten?
Im Einklang mit der vorherigen Antwort sehe ich da keine Möglichkeit. Es hat den Anschein, dass das Olympische Komitee diesbezüglich sehr streng ist und die Teilnahme von Einzelpersonen nur unter ganz bestimmten Bedingungen gestattet. Und wie ich ebenso bereits erwähnte, weigerte man sich, zur Zeit des Kalten Krieges auf Grund der komplizierten politischen Situation einige Athleten unter der olympischen Flagge zuzulassen.
Aitziber Salazar Arresti
EFA-Trainee
