Italien hat keinen Grund, am 2. Juni groß zu feiern, so Heimatbundobmann Roland Lang. In keinem anderen Staat in Europa gibt es nun bereits den dritten Ministerpräsidenten hintereinander, der nicht demokratisch gewählt wurde. Faschistische Symbole wurden nach Mussolini und Monarchie nicht abgerissen und Umfragen belegen, dass mehr als ein Drittel der Italiener sich statt einer unteilbaren Republik ihre Region als eigenen Staat wünschen. Auch kostspielige Militäraufmärsche in Rom ändern daran nichts.
Am 2. Juni 2014, Tag der Republik, ist in Italien mit Matteo Renzi bereits der dritte nichtgewählte Ministerpräsident hintereinander im Amt. Nach Mario Monti und Enrico Letta wurde damit in Rom bereits zum dritten Mal ein Ministerpräsident in das wichtigste Amt des Staates berufen, der keinen Wahlauftrag durch das Volk hat. Ob der greise Staatspräsident Giorgio Napolitano, beinahe 90 Jahre alt und der während seines Studiums dem faschistischen „Gruppo Universitario Fascista“ angehört hatte, damit demokratisch gehandelt hat, sollte nicht nur am Fest der Republik hinterfragt werden.
Besonders in Südtirol sind die Monarchie und der durch den italienischen König ermöglichte Faschismus noch immer nicht abgeschlossen. Daran ändern auch kleine Erklärungskärtchen und Kellermuseen nichts. Bezeichnend dazu sei auch der Eingang zum Regierungskommissariat in Bozen erwähnt, bei dessen Eingangstor noch immer ein faschistisches Rutenbündel, das Parteizeichen der schwarzen Diktatur, verkündet, wessen Geist Italien in Südtirol vertretet. Aber auch faschistische Ortsnamensgesetze zeugen davon, wie wenig Italien eigentlich am 2. Juni zu feiern hätte. Dankenswerter Weise hat Italien aber nach dem Niedergang von Faschismus und Monarchie die faschistischen Rassegesetze abgeschafft.
In einer von La Stampa, Sky, TG24 del 26 marzo 2014 und der italienischen Nachrichtenagentur ANSA Ende März 2014 beim Meinungsforschungsinstitut Piepoli in Auftrag gegebenen Umfrage in Italien erklärten 36% der befragten Italiener, dass sie bei einer Abstimmung für die Unabhängigkeit ihrer Region stimmen würden. Auch eine Umfrage der Südtiroler Arbeitsgruppe für Selbstbestimmung Anfang März 2014 in ganz Italien mit Ausnahme der Region Trentino Südtirol zeigte, wie wenig die Italiener an der unteilbaren Republik, die nach außen hin am 2. Juni protzig gefeiert wird, festhalten. Mit 71,8 Prozent erklärten sie, nichts gegen die Anwendung der Selbstbestimmung in Südtirol zu haben, die eine Abtrennung Südtirols von Italien zur Folge hätte.
Am 2. Juni wird in Rom bei den Fori Imperiali mit einer protzigen Militärparade das Fest der Republik begangen. Der Staat Italien, mit 2,089462 Billionen Euro Bruttostaatsverschuldung (Stand Jänner 2014), wird mit 3.500 Soldaten die unteilbare Republik feiern. Den italienischen Steuerzahler wird der Champagner und die Selbstdarstellung der höchsten italienischen Politiker mehr als 1,9 Millionen Euro kosten.
Der ganze Aufwand zur Feier der Republik erinnert stark an das dekadente antike Rom, das knapp vor seiner Auflösung nur mehr durch Brot und Spiele zusammengehalten wurde. Die Strategie der politischen italienischen Machthaber, das Volk mit Wahlgeschenken und eindrucksvoll inszenierten Großereignissen von wirtschaftlichen oder politischen Problemen abzulenken, scheint auch dieses Jahr am 2. Juni aufzugehen. Allerdings zeigen die neuesten Umfragen, dass die Italiener immer mehr Reife zeigen und der unteilbaren römischen Republik immer mehr skeptisch gegenüberstehen!
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes