Genau an jenem Tag, an dem in Bozen das Kellermuseum unter den Faschistentempel eröffnet wird, am 21. Juli 1942, starb im Pfossental der 72 jährige Hirte Johann Spechtenhauser, genannt Jochenweberhans, durch die Gewehrkugel eines 18 jährigen faschistischen Grenzmilizlers. Wenn die Politiker schon nicht den Mut hatten, dieses diese Zeit verherrlichende Relikt zu schleifen, so Roland Lang vom Südtiroler Heimatbund, sollten sie zumindest des Mordes am Jochbergerhans gedenken. Danach können sie sich, versteckt im Keller, mutig geben.
Der alte Hirte hatte an diesem 21. Juli 1942 vor, die Schafe zu salzen. Dazu war er von der Alm Mitterkas am frühen Morgen aufgebrochen, um sich zu den Tieren im Almgebiet zu begeben. Aber etwa auf 2300 m Höhe, oberhalb von Mitterkas, zerreißt eine Gewehrkugel die Stille von weidenden Schafen und grünen Almen. Der alte Hirte bricht zusammen und stirbt wenig später.
Er, der einfache Hirte, wurde eines von den vielen Opfern des menschenverachtenden Faschismus, der in seinem Größenwahn all das vernichten wollte, was nicht italienisch ist. Wahrscheinlich stammte die Kugel aus dem Gewehrlauf eines nur 18 jährigen übermütigen faschistischen Grenzmilizlers. Sie alle verehrten den Duce, der auf seinem Denkmal in Gries bei Bozen die rassistische Aufschrift anbringen ließ und die nun geschützt ist:
„Hier stehe, du Zeichen, an den Grenzen des Vaterlandes, hierhin brachten wir den Anderen Sprache, Gesetze und Kultur.“
72 Jahre nach seiner Ermordung werden in Bozen unter dem Faschistentempel große antifaschistische Reden gehalten werden. Über Demokratie, Vergangenheitsbewältigung und friedliches Zusammenleben, über ein freies Europa. Ob es auch für ein Vaterunser für den armen Jochbergerhans, der auf den Tag genau vor 72 Jahren von den Faschisten ermordet wurde, reichen wird?
Dabei steht der echte Gewinner des Dokuzentrums, so der SHB, längst fest: Ermöglicht doch das versteckte Kellermuseum dem faschistischen Denkmal die Sicherheit, die nächsten Tausend Jahre zu überstehen.
Der Südtiroler Heimatbund wird am 21. Juli um 8 Uhr beim Eingang zum Museum seine Meinung zum Dokumentationszentrum kundtun.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes