Es war einmal … im Juli 2014 auf Schloß Prösels (Südtirol). Dort trafen sich der Putschist Renzi, der farblose Faymann und die Landeshauptmänner von Nord-/Ost-, Süd- und Welschtirol. Die Reporter waren wie in Ekstase. Sie drängelten, um die besten Fotos und Tonaufnahmen zu ergattern. Schon lange war dort keine so hohe Politprominenz versammelt gewesen.
Doch das ist nicht alles. Die Politiker sangen das Hohelied auf die „weltbeste“ Autonomie und auf die Euroregion Tirol. Renzi und Faymann sangen im Duett und die Landeshauptmänner begleiteten sie im Hintergrund als Chor. Faymann nahm respektvollen Abstand von Renzi, denn dieser teilt ab und zu mit seinen spitzen Ellbogen nach links und rechts aus (nur so ist er auch so weit in seiner politischen Karriere gekommen!). Als die Politiker „What a beautiful world“ sangen, war das handverlesene Publikum nicht mehr auf seinen Sitzplätzen zu halten. Die Zuschauer schwenkten ihre Feuerzeuge in der Luft. Reinhold Messner, der immer glaubt, zu allem sein Senf abgeben zu müssen, holte zog sein versifftes Taschentuch aus der Tasche und wedelte es umher.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schwärmen… Stop! Stop!Stop!
Im Gegensatz zu vielen Erwachsenen, sagen Kinder ohne Ansehen der Person, was sie denken. So sorgte im Märchen von Hans Christian Andersen „Des Kaisers neue Kleider“ (dänisch „Keiserens nye Klæder“ ein Kind für den Eklat, als es sagte, daß der Kaiser nichts an hat.
Leider gab es auf Schloß Prösels keine Person, die mit kritischen Fragen die Heile-Welt-Seifenblase platzen ließ. So will ich auf diesem Wege dafür sorgen:
Was ist mit den von Rom zurückgehaltenen Geldern? Haben sich nicht Zeller und Durnwalder angebrüllt, als sie von Ex-Regionenminister Delrio durch ein neues Toponomastikgesetz überlistet wurden? Gab es nicht Streit um Wanderschilder, Schutzhütten und ihre Beflaggung? Was ist mit dem SVP-Wahlspruch „Autonomie in Gefahr!“? – Während Durnwalder zuweilen gegen Rom polterte und einen Blick in sein Inneres gestattete, ist Kompatscher aalglatt. Wenn er mit unangenehmen Fragen kompromittiert wird, dann gibt er keine Antwort oder ist angeblich nicht informiert. Folglich kann er dazu keine Stellungnahme abgeben. So einfach ist das. Anstelle eines verbindlichen Zeitplans gab es nur Huldigungen und Lobpreisungen.
Regionenministerin Maria Carmela Lanzetta sagte am Rande dieses Treffens (unbemerkt?), daß die Gegentendenz zu Zentralisierungstendenzen „nicht die Dichotomie zwischen einem Europa der Staaten und einem Europa der Regionen sein“ kann. Auf Deutsch heißt es, alles was in Südtirol passiert, soll weiterhin dem „nationalen Interesse“ Italiens unterworfen bleiben. Ist das nicht eine Klatsche für die „Vollautonomie“-Träume der SVP?
Wolfgang Schimank, Berlin