An viele Haushalte in Südtirol wurde aus Anlass des Pariser Vertrages, der auf knapp zwei Seiten einige Grundrechte für die Südtiroler beinhaltete, eine Broschüre zum „Tag der Autonomie“ zugesandt. Wie weit uns diese „Autonomie“ gebracht hat, zeigen die Aussagen in diesem Heft. Die darin enthaltene Feststellung, dass sich die Autonomie nicht aus der Geschichte (Besetzung Südtirols durch Italien), sondern aus dem Zusammenleben der drei Volksgruppen ableitet, ist einfach lächerlich, so Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes.
Ganz im Sinne der Verdrehung der Geschichte wird auch mit keinem Wort auf den Freiheitskampf der sechziger Jahre und die Folterungen der politischen Häftlinge eingegangen. Magnago selbst hat mehrmals erklärt, dass die Anschläge wesentlich zur Erreichung der Autonomie beigetragen haben. Ob das jenen, die auf dem Silvius Magnago Platz heute den „Tag der Autonomie“ groß feiern, bewusst ist?
Mögen unsere Politiker auch unsere Freiheitskämpfer, die Opfer ihrer Familien, Mord und Folterungen verdrängt haben, das Volk hat sie nicht vergessen. Wenn unsere Politiker in Rom lottern müssen, um zumindest teilweise das bereits Zugestandene zu retten, so sollten sie dies zumindest offen zugeben.
Wenn in den vergangenen zwei Jahren mehr als die Hälfte der 24 Landesgesetze vom Staat angefochten wurden, so spricht das eine klare Sprache. Allein 2012 hat der Staat neun Mal das Verfassungsgericht mit Südtirol befasst, um Autonomierechte einzuschränken. Wer hier noch von einem weiteren Ausbau der Autonomie, ja einer „Vollautonomie“ faselt, dem ist nicht mehr zu helfen.
Es gibt wahrlich keinen Grund, einen „Tag der Autonomie“ zu feiern, so der Südtiroler Heimatbund.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes