Wer an Süd-Tirols Mittel- und Oberschulen unterrichten will, steht nach seiner Matura vor dem Problem, dass es in Italien derzeit keine gültige Lehrerausbildung gibt. Österreichische Universitäten bieten hingegen das so genannte „Lehramtsstudium“ an. Dieses hat eine Mindeststudiendauer von neun statt, im Unterschied zum gewöhnlichen Diplomstudium, acht Semestern.
Die pädagogische Ausbildung sieht dabei sowohl theoretische Seminare als auch Praktika im Umfang von mehreren Monaten vor. Die überwiegende Mehrzahl der Süd-Tiroler Maturanten, die diese Laufbahn anstreben, hat sich in den vergangenen Jahren an der Landesuniversität Innsbruck (oder einer anderen österreichischen Universität) inskribiert und diese Ausbildung durchlaufen. Nach Studienabschluss sieht die österreichische Lehramtsausbildung ein so genanntes Probejahr vor, das auch an Süd-Tirols Schulen absolviert werden kann. Während dieses Jahres unterrichten die Junglehrer regulär und absolvieren zusätzlich Fortbildungen im Umfang von 100 Stunden. Ist dieses Jahr positiv abgeschlossen, wird den Lehramtsabsolventen die österreichische Lehrbefähigung erteilt. Diese muss Italien schließlich anerkennen.
Neben dieser Generation von in Österreich ausgebildeten Junglehrern gibt es die so genannten „Altsupplenten“, Lehrer, die ein Diplomstudium in den entsprechenden Fächern absolviert haben und schon mehr als zehn Jahre lang unterrichten, aber bisher keine Möglichkeit hatten, eine gültige Lehrbefähigung zu erwerben. Für diese werden nun in Brixen berufsbegleitende Kurse zum Erwerb derselben angeboten. Ein Problem erwächst nun allerdings daraus, dass in Brixen im Schnellverfahren berufsbegleitende Sonderlehrbefähigungskurse angeboten werden, die für alle Absolventen eines Diplomstudiums zugänglich sind – unter der Voraussetzung von drei geleisteten Arbeitsjahren an Süd-Tirols Mittel- und Oberschulen.
Den Lehramtsabsolventen ist es ein Anliegen, dass ihre längere und berufsspezifische Ausbildung auch in der Rangordnung ihren Niederschlag findet. Sie möchten aufzeigen, dass für den Lehrerberuf sehr wohl eine spezielle Ausbildung notwendig ist und möchten diese auch entsprechend gewürdigt wissen. Zwar ist es korrekt, dass das Lehramtsstudium in Österreich ausläuft, doch reguläre Lehrerausbildungen werden dennoch weiterhin angeboten. Diese sollten auch in Süd-Tirol anerkannt werden, damit die betreffenden Absolventen nicht verpflichtet werden, in Brixen einen unausgereiften, einjährigen, berufsbegleitenden Kurs zu besuchen, der nicht annähernd mit der Ausbildung in Innsbruck konkurrieren kann.
Fragen an die Landesregierung:
1) Ist die Landesregierung nicht der Ansicht, dass die Lehramtsabsolventen im Zuge der Erstellung von Lehrer-Ranglisten eine besondere Berücksichtigung erfahren sollten, indem für diese spezielle Ausbildung auf Grund ihrer Intensität Extrapunkte vorgesehen werden?
2) Gedenkt die Landesregierung die regulären Lehrerausbildungen, die in Österreich auch noch nach dem Auslauf des Lehramtsstudiums angeboten werden, in Süd-Tirol anzuerkennen, damit den betreffenden Absolventen besagter berufsbegleitender Sonderlehrbefähigungskurs in Brixen erspart bleibt?
Tirol, am 29. Oktober 2014
L.-Abg. Sven Knoll
L.-Abg. Dr. Eva Klotz
L.-Abg. Bernhard Zimmerhofer
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