1.977.531 Personen haben bis 18 Uhr gewählt. Eine Angabe der prozentuellen Beteiligung ist schwierig, da die spanische Zentralregierung nicht mit den Wählerlisten rausrücken wollte. Wählen – wobei dieser Begriff offiziell nicht zugelassen war – konnte man nur mit der Identitätskarte.
Erlaubt war die Wahl nur in jenen öffentlichen Gebäuden, die nicht im Eigentum des spanischen Staates sind, unter diesen gehören überwiegend öffentliche Schulen und Gemeindesäle. In ganz Katalonien wurden ca. 1.200 Wahlstationen mit insgesamt ca. 6.000 Wahlkabinen eingerichtet. Ca. 40.000 freiwillige Wahlhelfer – offiziell zugelassene Wahlhelfer gab es nicht – sorgten für einen sehr geordneten Ablauf. In vielen Wahlsektionen bildeten sich sehr lange Warteschlangen, beispielsweise in Badalona, einer Stadt, deren Bürgermeister zu jenen 4 Prozent der katalanischen Bürgermeister gehört, die das Referendum missbilligen, mussten die Wähler um die Mittagszeit mit einer Wartezeit von 45 Minuten rechnen.
Am frühen Nachmittag des 9. Novembers gab Präsident Artur Mas eine Pressekonferenz. Da er den Begriff ‘wählen’ nicht in den Mund nehmen durfte, musste er ihn umständlich umschreiben, etwa mit ‘die Zettel in die Urne werfen’ oder ‘seine Meinung äußern’. An die internationale Gemeinschaft richtete Mas folgende Botschaft: Die Katalanen hätten das Recht auf Meinungsäußerung und auf Partizipation. Das katalanische Volk habe es verdient, wählen zu dürfen. Trotz aller Widrigkeiten durch die spanische Zentralregierung sei es entschlossen, dieses Ziel weiterzuverfolgen und werde weiterhin versuchen, Madrid zu überzeugen, dass den Katalanen ein offiziell zulässiges Referendum zustehe.
Die Wahllokale haben um 20 Uhr geschlossen. Um 22.00 Uhr lief noch die Auszählung. Im Centre Culturel ‚El Born‘ hat sich eine große Menschenmenge versammelt, wo man, wie anderenorts in und außerhalb Kataloniens auch, gespannt auf das Ergebnis wartet…
Cristian Kollmann, Barcelona.