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9. November in Katalonien: Persönliche Eindrücke

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9. November in Katalonien: Persönliche Eindrücke

Cristian Kollmann, der Pressesprecher der Landtagsfraktion der SÜD-TIROLER FREIHEIT, war am Sonntag, den 9. November mit einer 35-köpfigen Delegation der Europäischen Freien Allianz (EFA) im Raum Barcelona unterwegs.

Die Delegation bestand aus Vertreten von einem Dutzend staatenlosen bzw. geteilten Völkern (Åland, Baskenland, Bretagne, Flandern, Galicien, Korsika, Lombardei, Makedonische Minderheit in Griechenland, Sardinien, Süd-Tirol, Valencia, Wales) und sah ihre Aufgabe darin, sich mit dem katalanischen Volk, das in der Delegation durch die Esquerra Republicana Catalana (ERC) vertreten war, solidarisch zu zeigen und von diesem zu lernen. Auf dem Programm standen u.a. der Besuch von insgesamt sechs Wahlstationen, je zwei in Vic (ca. 70 km nördlich von Barcelona), in Badalona (ca. 10 Kilometer nordöstlich von Barcelona) sowie in der Hauptstadt selbst. Untenstehend eine kurze Schilderung der persönlichen Eindrücke:

In allen Wahlstationen wurde die Delegation sehr herzlich empfangen. Viele der insgesamt ca. 40.000 freiwilligen sowohl jüngeren als auch älteren Wahlhelfer waren auf Grund des regen Andranges sichtlich sehr bewegt und deren Überzeugung für die Sache stand ihnen ins Gesicht geschrieben.

Fragte man die Wähler nach ihren persönlichen Eindrücken und Empfindungen, so waren immer wieder ähnliche Antworten zu hören: „Heute ist ein wichtiger Tag.“ „Ich fühle mich einfach glücklich“. „Ich fühle mich als Katalane. Wir sind einfach keine Spanier“. „Wir sind ebenso eine Nation“. „Die Katalanen sind nicht illegal“. Besonders ältere Menschen, nicht wenige davon bereits mit eingeschränkter Mobilität, weinten Freudentränen. Ein ganzes Leben hätten sie darauf gewartet, endlich wählen zu dürfen. Und nun sei dieser Tag gekommen. Als jemand eine ältere Dame, die geduldig in der Warteschlange stand, fragte, ob sie wegen der Kälte so zittere, meinte sie: „Nein, es ist, weil ich so bewegt bin.“

Der Hauptplatz von Vic war regelrecht wie ein Kunstwerk mit einer gelben Plane, der Symbolfarbe für die Unabhängigkeit, überzogen. Gesäumt wurde der Platz von Fassaden, die, wie in vielen anderen Orten, mit der katalanischen Flagge und Sprüchen für die Unabhängigkeit geschmückt waren, z.B. „Unabhängigkeit ist soziale Gerechtigkeit“. „Unabhängigkeit ist Fortschritt“. „Unabhängigkeit ist Zukunft“. „Unabhängigkeit ist Freiheit“.

Im Laufe der jeweiligen Besuche hat sich immer wieder dieselbe spontane Aktion ergeben: Eine einzelne Gruppe fängt an, die Flagge ihres Volkes vor die Kamera zu halten, eine zweite, dritte, vierte Gruppe gesellt sich dazu, bis schließlich ein buntes Gesamtbild entsteht: „die Union der Independentisten“, wie jemandem spontan einfiel. Durch das Skandieren entweder von „Visca Catalunya“ (Es lebe Katalonien) oder „Independència“ wurde die Botschaft auditiv untermalt. In jenen Momenten war die Solidarität der „internationalistischen Nationalisten“, wie sich ein Mitglied der Gruppe selbst bezeichnete, besonders spürbar.

In Barcelona gesellt sich zur EFA-Delegation eine Delegation aus Quebec, die von Prof. Daniel Turp angeführt wird, dazu. In seinen Reden erwähnt Prof. Turp nach Katalonien, dem Baskenland, Flandern und anderen fremdbestimmten bzw. geteilten Regionen immer wieder auch Süd-Tirol. Spätestens jetzt ist für Alle klar, dass auch Süd-Tirol, wenn es um die Freiheit geht, immer fix dabei ist.

Auf der Busfahrt läuft im Hintergrund das Radio, wo über die aktuelle Wahlbeteiligung berichtet wird und Präsident Artur Mas gerade eine Pressekonferenz gibt. Ein letztes Mal an diesem Tag ruft er die Katalanen zum Ungehorsam gegenüber Spanien auf. „Spanien sagt: Es gibt kein Referendum! Spanien sagt: Es gibt auch keine Befragung! Wir sagen: Wir sind Demokraten! Wir haben es verdient wählen zu dürfen!“ Den Begriff „wählen“ darf Mas nicht in den Mund nehmen, weil er sich sonst strafbar machen würde. Seine Akrobatik den Begriff zu umschreiben, ist bemerkenswert: „den Zettel in die Urne werfen“, „die Meinung äußern“, „partizipieren“. Seine Rede an die internationale Gemeinschaft hält er auf Englisch, und da entfleucht ihm das Wörtchen „vote“. Ob sich Mas nun strafbar gemacht hat?

Für Alle EFA-Vertreter haben sich die Katalanen erneut als großes Vorbild erwiesen. Die vielen freiwilligen Helfer haben für einen perfekten Ablauf gesorgt. Allen Widrigkeiten durch die spanische Zentralregierung zum Trotz lassen sich die Katalanen von ihrem Entschluss, den Weg in die Unabhängigkeit gehen zu wollen, nicht abbringen. Eine Katalanin mittleren Alters, die freiwillige Wahlhelferin ist und einen sehr gebildeten Eindruck macht, nimmt die Schikane des Staates, die im Grunde einer Diktatorisierung gleichkommt, fast schon mit Humor und meint: „Wir sind es gewohnt zu leiden. Das macht uns nur noch kreativer.“

Unter all diesen und vielen weiteren Eindrücken ist für Alle einmal mehr klar: Die Katalanen werden ihren Weg gehen, auch wenn er noch so steinig ist. Ihr Wille nach Freiheit ist einfach stärker. Und andere, auch Süd-Tirol, werden nachziehen.

Cristian Kollmann, SÜD-TIROLER FREIHEIT

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