Der Rücktritt von Dr. Eva Klotz ist auch für den Südtiroler Heimatbund der richtige Moment, um auf die jahrzehntelange gemeinsame politische, aber auch menschliche Zusammenarbeit mit der „Grande Dame“ der Südtiroler Volkstumspolitik zurückzuschauen. Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes und Sepp Mitterhofer, Ehrenobmann des Südtiroler Heimatbundes, würdigen Evas Kampf für die Freiheit Tirols.
ROLAND LANG, Obmann des Südtiroler Heimatbundes: Es ist mehr als 30 Jahre her, dass ich Eva kennengelernt habe. Wir saßen 1981 ja bereits beide im Bundesausschuss des Südtiroler Heimatbundes. Eva war unter den alten Herren – im höchsten Gremium des SHB saßen ja fast nur politische Häftlinge – das liebe Mädchen, das die alten Kämpfer ein wenig „erziehen“ wollten. Schon bald aber wurde aus „unserer Evi“ eine selbstbewusste Kämpferin für Südtirol. Unvergessen die erste Regionalratssitzung, bei der Josef Kamelger der jungen frischgewählten Volksvertreterin am 13. Dezember 1983 im Regionalrat einen Blumenstrauß überreichte. Journalisten stellten einige Tage zuvor die Frage in den Raum, ob eine Vertreterin des SHB auf die Republik Italien schwören könne. Hier zeigte Eva ihre politische Reife. In einer Medienmitteilung rechtfertigte sie ihren Eid auf die Verfassung. „Da Italien das Selbstbestimmungsrecht als inneritalienisches Recht anerkannt hatte und der Art. 10 der italienischen Verfassung besagt, dass sich die italienische Rechtsordnung dem Völkerrecht anpasst, kann ich diesen Eid ohne weiteres leisten“, so die Volkstumspolitikerin. Eigenartigerweise fragte kein Journalist einen SVP Abgeordneten, warum er auf Italien schwöre. Die schönsten Momente mit Eva waren wohl ihre beiden Hochzeiten, die ich auch miterleben durfte. Bei der Zweiten war es dann auch der Richtige. Aber so ist und wird die Eva immer bleiben: Sie glaubt immer an das Gute im Menschen- und wurde deshalb leider oft enttäuscht. Dennoch ist sie ein wunderbarer, hilfsbereiter Kamerad, mit dem man durch Dick und Dünn gehen kann. Verlässlich und gradlinig! Ich verstehe vollkommen diesen Schritt, den Eva jetzt setzt. Sie hat wirklich seit ihrer Jugend, auch in schwierigen Zeiten, die Flamme der Freiheit emporgehalten. Dass sie nun ein wenig im politischen Geschehen zurücktreten will, um noch einige Jährchen mit ihrem Hans zu verbringen, sei ihr von Herzen vergönnt. Ganz zurückziehen wird und kann sich die Eva sowieso nicht. Denn Tirol wird ihr, nach ihrem Mann, immer ihr zweites Herzensanliegen bleiben. Als Obmann des Südtiroler Heimatbundes wünsche ich Dir, liebe Eva, noch viele schöne Jahre in Gesundheit. Danke für alles, was Du für Tirol getan hast. Bleib wie du bist und lass uns die Möglichkeit, für einen Rat und manches Referat bei Dir vorstellig zu werden. Alles Gute!
SEPP MITTERHOFER, ehem. Obmann des Südtiroler Heimatbundes: Persönlich kenne ich die Eva seit 1983, als sie noch im Bozner Gemeinderat tätig war. Der Bundesausschuss des SHB hat damals beschlossen bei den ital. Parlamentswahlen im Mai zu kandidieren und hat die Eva gefragt, ob sie sich aufstellen lässt. Ebenso im Herbst 1983 bei den Landtagswahlen, wo sie dann ein Mandat errungen hat und seitdem im Landtag sehr aktiv und gewissenhaft ihre Tätigkeit durchführt! Ich schätze bei ihr ihre unerbittliche Konsequenz; sie ist bis heute unserem gemeinsamen Ziel, dem „Los von Rom“, treu geblieben. Sie ist hart in der Politik, aber im Leben ist sie menschlich. Sie besitzt politisches Fingerspitzengefühl und bringt es sachlich an den Mann. Wenn sie gespöttelt und gereizt wird kann sie auch sehr zornig werden, z.B. in der ersten Legislaturperiode im Landtag war sie allein als Selbstbestimmungsvertreterin, da hat man sie oft belächelt und bekämpft, besonders Magnago. Er hat sie des Öfteren den politischen Grünling genannt, Utopistin, Spinnerin, Gehirnspinstlerin usw. Sie hat aber standhaft ihr Ziel weiterverfolgt und wenn es notwendig war auch scharf zurückgeschossen. Dadurch hat sie sich auch den Respekt von allen Mandataren eingeholt. Ihr offenes und ehrliches Auftreten hat auch das Seinige dazu beigetragen. In drei Jahrzehnten der Zusammenarbeit gibt es viele Erinnerungen, aber zwei stechen doch heraus. Es sind dies die zwei schweren Krisen in der Union für Südtirol, die hauptsächlich SHB Funktionäre 1989 gegründet und aufgebaut hatten. 3 Jahre später wollten einige Funktionäre der Union aus opportunistischen Gründen die Führung an sich reißen und der Partei eine stärkere wirtschaftliche Note geben. Da haben Eva und ich versucht den Niedergang der jungen Partei zu stoppen, indem wir einen neuen Obmann gesucht und die Rebellen ausgeschaltet haben. Es ist uns gelungen die Partei zu stabilisieren und weiterzuführen. 2007 war der zweite Putsch bei dem die Rebellen bei der Pressekonferenz eine Liste des zukünftigen Hauptausschusses veröffentlichten, auf der kein SHB Mitglied des alten Ausschusses mehr zu finden war. Also wieder ein Versuch die volkstumspolitische Komponente in der Union auszuschalten. Wieder haben wir mit einigen Gleichgesinnten die schwierige Situation beraten und eine außerordentliche Landesversammlung einberufen. Es war vorauszusehen, dass es eine Schlammschlacht werden würde und habe deshalb die Eva stark unterstützt. So haben wir uns eben getrennt und die SÜD-TIROLER FREIHEIT gegründet. Da sind nun fast alles junge Leute im Hauptausschuss, welche friedlich sind und mit Begeisterung für dasselbe Ziel arbeiten. Ich wünsche ihr eine ruhige, stresslose Zeit, damit sie sich von den vielen Strapazen erholen kann; sich ihrem Mann widmen kann, der all die Jahre viel Geduld aufbringen musste, weil seine Frau ja sehr viel unterwegs war. Sie kann nun ihrem Wunsch ein Buch zu schreiben in Ruhe nachgehen und viele andere Dinge nachholen, für die sie früher keine Zeit hatte. Sie soll sich nicht grämen, wenn sie ihr Ziel nicht erreicht hat, es sind viele junge Patrioten da mit demselben Ziel, sie werden ihr Werk weiter- und hoffentlich zu Ende führen! Auf ihren vollen Einsatz angesprochen hat sie immer geantwortet: “Ich habe einen Auftrag zu erfüllen und zwar das Werk meines Vaters für das er sein Leben lassen musste, weiterzuführen und wenn möglich zu Ende bringen. Jedenfalls habe ich mein Möglichstes getan und dann müssen es eben die Jungen zu Ende bringen!“ Mit ihr tretet eine kluge und starke Frau von der Landtagsbühne ab!