Die „Grande Dame“ der Süd-Tiroler Volkstumspolitik, Dr. Eva Klotz, hat heute an ihrer letzten Landtagssitzung teilgenommen. In 31 Jahren und fast 1.400 Landtagssitzungen hat sie politische, vor allem aber auch menschliche Spuren hinterlassen. Dies kam besonders bei den zahlreichen Wortmeldungen ihrer Landtagskollegen aller Parteien zum Ausdruck. Die Stellungnahmen der Abgeordneten können Sie hier lesen (Quelle: Süd-Tiroler Landtag). Videoberichte werden in den nächsten Tagen hier auf suedtiroler-freiheit.com veröffentlicht.
Eva Klotz (SÜD-TIROLER FREIHEIT) zitierte die einschlägige Bestimmung der Geschäftsordnung, wonach der Landtag über einen Rücktritt entscheide. Dieser habe das letzte Wort, daher bitte sie den Landtag, ihren Rücktritt anzunehmen. Sie dankte allen Kolleginnen und Kollegen im Saal, auch jenen, die ihr außerhalb des Landtags zur Seite gestanden haben, sowie die Mitarbeiter des Landtags, die sich immer zuvorkommend verhalten hätten. Sie wünschte dem Landtag weiterhin gute Arbeit und jene Aufmerksamkeit, die ihm zustehe.
Ihre Rede wurde mit anhaltendem Applaus, von Zuschauern wie Abgeordneten, kommentiert.
Es sei nicht leicht, Eva Klotz gehen zu lassen, meinte ihr Fraktionsvorsitzender Sven Knoll und dankte ihr für die Erfahrungen, die sie ihm mitgegeben habe, und für ihren Einsatz für das Land. Sie habe gezeigt, dass Politik auch mit Überzeugung zu tun habe, dass sie Aufgabe und Verpflichtung sei. Klotz habe ihm mitgegeben, dass es in einer Demokratie wichtig sei, eine eigene zu vertreten, aber auch die Meinung anderer zu respektieren. Klotz werde im Landtag eine Lücke hinterlassen, die niemand ersetzen könne.
Hans Heiss (Grüne) zitierte den Musiker Richard Thompson, der eines seiner bewegendsten Lieder seinem Feinde („My Enemy“) gewidmet habe. Klotz sei keine Feindin, aber eine politische Gegnerin, deren Kraft einen selbst stärke. Anders als ihre politischem Engagement vermuten lasse, sei Klotz gesellig und eine gute Zuhörerin. Es sei auch anzuerkennen, dass Klotz ihre Bewegung auf parlamentarischen Boden gestellt habe. Mit Klotz verlören die Grünen eine ihrer wichtigsten und liebsten Gegnerinnen, aber auch eine Verbündete im Kampf um die Einhaltung von Regeln.
Es falle ihr schwer, etwas zum Abschied von Eva Klotz zu sagen, bekannte Martha Stocker (SVP). Für sie beide sei Politik etwas, was sie innerlich antreibe. Das Schicksal dieses Landes sei Anlass für beider politische Tätigkeit, auch wenn man verschiedene Wege gegangen sei. Was sie an Klotz immer überzeugt habe, sei ihre grunddemokratische Einstellung, auch gegründet auf dem historischen Wissen. Sie sei in ihrer politischen Arbeit immer die Tochter dieses Landes gewesen und werde sich voraussichtlich immer für dieses einsetzen. Dies würde sie ihr und sich wünschen.
Pius Leitner (Freiheitliche) erinnerte sich an seine ersten Begegnungen mit Eva Klotz. Man sie nicht immer auf der ganz gleichen Wellenlänge gewesen, aber man hatte dasselbe Ziel. Er wünsche ihr auf ihrem weiteren Weg alles Gute.
Er empfinde es als notwendig, Eva Klotz auch auf Italienisch zu verabschieden, erklärte Riccardo Dello Sbarba (Grüne). Die Italiener hätten immer höchsten Respekt vor Klotz gezeigt, auch weil sie die Italiener und den italienischen Staat auseinander halten könne. Als Neuling im Landtag habe er eine gewisse Angst vor ihrer Autorität gehabt, aber sie habe seine Äußerungen immer mit Respekt gehört, und das habe ihm Sicherheit gegeben. Sie habe ihn mehrmals gefragt, wie er reagiert hätte, wenn die Wehrmacht seinen und alle Namen seiner Umgebung eingedeutscht hätte. Diese Antwort wolle er nicht schuldig bleiben: Er hätte mit all seinen Kräften gekämpft, wie sie.
Eva Klotz sei durchaus als lebendes Monument Südtirols zu sehen, meinte Alessandro Urzì (Alto Adige nel cuore). Besonders lobte er ihre Betonung der Regeln in ihrer heutigen Rede und ihre Hochschätzung des Landtags. Er erinnerte an seinen Vorgänger Ruggero Benussi, dem Klotz ein Stück von ihrem Zopf geschenkt habe. Die Liebe zum Vaterland habe beide verbunden. Politisch habe er mit ihr fast nichts gemein, außer dem Einsatz für das Gemeinwohl.
Mit Klotz verbinde sie auch viel Zwischenmenschliches, erklärte Ulli Mair (Freiheitliche). Sie habe sie als lebensfrohen und geselligen Menschen kennengelernt, habe von ihr auch einiges in Sachen Mut und Gelassenheit gelernt. Und dafür möchte sie ihr danken. So mutig sie ihren Lebensweg gegangen sei, so mutig mache sie nun einen Schritt zurück, um für den da zu sein, den sie liebe.
Im Namen der Demokratischen Partei verabschiedete sich Christian Tommasini bei Klotz. Man sei oft verschiedener Meinung gewesen, aber an gegenseitigem Respekt habe es nie gefehlt. Im Vergleich mit anderen gebe es in diesem Landtag durchaus eine Diskussionskultur und gegenseitigen Respekt, und Klotz habe sich mit diesen Eigenschaften hervorgetan.
Während der Abstimmung machte Eva Klotz noch einen Rundgang durch den Plenarsaal und verabschiedete sich persönlich von den Abgeordneten. Bei der geheimen Abstimmung stimmten 30 Abgeordnete dem Rücktritt zu, 5 stimmten dagegen.
Bevor Klotz den Landtagssaal verließ, richtete auch Landtagspräsident Thomas Widmann einige Worte des Abschieds an sie:
Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein Urgestein der Politik dieses Haus verlässt. Darum gestatten Sie mir einige Worte zum Abschied unserer Kollegin Eva Klotz, die dem Landtag seit 1983 angehört.
Eva Klotz kann man, wie es sonst nur bei Vereinen üblich ist, ohne Weiteres als aktives Mitglied dieses Landtags bezeichnen. Sie hat sich in all diesen Jahren, in diesen sechs Legislaturperioden, stets bemerkbar gemacht, ihre Forderungen, ihre Kritik und ihre Vorschläge vorgebracht. Und dabei ging es hauptsächlich um das Herzstück ihrer Politik, die Heimat.
Worum es ihr ging und geht, ist bekannt und ist auch in den letzten Tagen und Wochen immer wieder hervorgehoben worden. Mir ist es nun ein Anliegen, einen weiteren Akzent in der politischen Arbeit von Eva Klotz hervorzuheben: ihre Art. Was immer sie hier vorbrachte, sie hat es höflich und herzlich getan, immer mit Respekt vor denen, die anders denken. Sie wollte nicht übertönen, sondern überzeugen. Und mit dieser Art hat sie uns überzeugt, dass ihr Anliegen ein Herzensanliegen ist.
Liebe Eva Klotz, wir werden Sie als ebenso kämpferische wie angenehme Kollegin in Erinnerung behalten.
Widmann überreichte ihr eine Miniatur des Freskos von Karl Plattner, dem sie in diesen 31 Jahren im Landtag gegenüber gesessen ist. Auch andere Abgeordnete überbrachten ihre Abschiedsgeschenke (darunter Blumen und ein Germzopf).
Unter lang anhaltendem Applaus verließ Eva Klotz den Saal.