In der neuen Reihe der SÜD-TIROLER FREIHEIT sprechen Zeitzeugen der 1960er Jahre über ihre Erlebnisse. Im hier veröffentlichten Interview sprechen Johanna und Hans Clementi aus Pinzon bei Montan über ihre Erfahrungen in den 1960er Jahren und während der Zeit des Faschismus. Johann Clementi war erst vor wenigen Wochen, am 2. November 2014, im Alter von 92 Jahren verstorben.
Nach der Feuernacht vom 11. auf den 12. Juni 1961 weckten im Zuge der großen Verhaftungswelle einige wohl unter Folter erpresste Aussagen den Verdacht, Hans Clementi könnte für den Tod des Straßenwärters Giovanni Postal verantwortlich sein. Ungeachtet seiner Unschuldsbeteuerungen und trotz mangelnder weiterer kriminalistischer Erhebungen und einer juridisch desolaten Beweis- oder Indizienlage, verurteilte man Hans Clementi im Mailänder Prozess zu 6 Jahren und 10 Monaten Kerker. Seine Frau Johanna hielt ihm die Treue, umsorgte und erzog die beiden Kinder vorbildlich und bearbeitete den Hof in Pinzon bei Montan auch mit nachbarlicher Hilfe weiter. Zusammen mit anderen leidgeprüften Frauen und Angehörigen besuchte sie ihren Hans jede Woche eine halbe Stunde, in Trient, in Mailand und zuletzt in Brixen.
Im Gespräch mit Franz Haller schilderte Hans Clementi seine Eindrücke über die Verhaftung, über Weihnachten im Gefängnis und die Haft in Trient und Mailand. Seine Frau Johanna Clementi erinnert sich im Gespräch mit Haller an Ettore Tolomei, der ebenfalls in Montan lebte, an die Besuche im Gefängnis, den Zusammenhalt in der Familie und das starke Band, das die Häftlingsfrauen noch immer verbindet.