Im Fernsehen von RAI Südtirol hat der Bozner Historiker Hannes Obermair erklärt, dass Italien mit dem Abschluss des Londoner Geheimvertrages und der folgenden Kriegserklärung an Österreich-Ungarn keinen Verrat begangen, sondern lediglich seine Interessen gewahrt habe. So kann man es natürlich auch sehen: Italien hat mit all seinen imperialistischen Angriffskriegen (andere Kriege hat Italien ja nie geführt) stets seine Interessen gewahrt.
Laut dieser Obermair-Philosophie war dann wohl auch der Krieg gegen die Türkei vom Jahr 1911, der mit Giftgas geführte Krieg gegen Äthiopien 1935, das Eingreifen im spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der faschistischen Rebellen 1936, die Kriege gegen Frankreich, England und Griechenland 1940, der Krieg gegen die Sowjetunion 1941, um nur die wichtigsten zu nennen, ganz legale Interessenswahrnehmungen. Es hat sich nun die kuriose Situation ergeben, dass selbst italienische Historiker (z.B. Prof. Franco Cardini von der Universität Florenz) auf die Verantwortung Italiens verweisen und die Kriegserklärung Italiens an die mit Österreich befreundete Türkei vom Jahr 1911 als den Funken betrachten, der den Ersten Weltkrieg explodieren ließ, während der Südtiroler Historiker Hannes Obermair sich bemüht, das imperialistische Großmachtstreben Italiens als Wahrnehmung legaler Interessen zu rechtfertigen.
Hartmuth Staffler
Hauptausschussmitglied der SÜD-TIROLER FREIHEIT