An Heuchelei nicht zu überbieten sind, so der Brixner Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT Hartmuth Staffler, die sich seit einiger Zeit häufenden Ehrungen italienischer Partisanen für den Süd-Tirole Widerstandskämpfer Hans Egartner. Solange Egarter lebte, war er von den italienischen Partisanen nie akzeptiert, teilweise sogar bekämpft worden.
“Hans Egarter würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das sehen müsste”, kommentierte Staffler am vergangenen 20. April, als Vertreter der italienischen Partisanenvereinigung ANPI am Grab Egarters am Brixner Friedhof einen Kranz mit Trikolore-Schleifen niederlegten. Der Journalist Hans Egartner war Gründer des Andreas-Hofer-Bundes, der Süd-Tiroler Widerstandbewegung gegen Faschismus und Nationalsozialismus. Er hat seine ganze Energie für die Bekämpfung der totalitären Regime und für die Wiedervereinigung Tirols eingesetzt.
Ein furchtbarer Schock war für Egartner und alle überzeugten Antifaschisten Südtirols die Tatsache, dass SS-General Karl Wolf am 2. Mai 1945, dem Tag des Waffenstillstandes in Italien, die Macht in Südtirol nicht an die Südtiroler Widerstandsbewegung, sondern an den Italiener Bruno de Angelis übergab, der dem SS-Mann offensichtlich näherstand. De Angelis von der italienischen Widerstandsbewegung CNL gab sich zwar nach außen als Antifaschist aus, doch bewiesen seine Aktivitäten das Gegenteil. Er ließ sofort in allen Gemeinden Südtirols die italienische Trikolore aufziehen und das faschistische Siegesdenkmal restaurieren. Fast alle früheren faschistischen Amtsbürgermeister und Funktionäre wurden wieder in ihre Ämter eingesetzt. Der in dieser Hinsicht über jeden Verdacht erhabene Historiker Rolf Steininger spricht von einer Re-Faschistisierung Südtirols durch den Partisanen De Angelis (Steininger: Südtirol. Vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart”, Innsbruck 2003). Auch Claus Gatterer („Im Kampf gegen Rom“, Wien/Frankfurt/Zürich, 1968) verweist auf die Fortsetzung der faschistischen Politik durch die italienischen “Befreier” nach Kriegsende.
Der außerordentliche Beitrag Hans Egarters zum Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus wurde von Italien nie anerkannt. Im Gegenteil, er wurde im Dezember 1945 verhaftet und wegen seiner “Auslandskontakte” mit den befreundeten Widerständlern in Nordtirol tagelang verhört. Die US-Behörden wollten ihm in Anerkennung seiner Verdienste im Kampf gegen Faschismus und Nationalsozialismus das sogenannte “Alexander-Patent” verleihen, eine Auszeichnung, die ihm und seinen Leuten auch einen gewissen Schutz vor der Verfolgung durch italienische Gerichte geboten hätte, die seinen Widerstand gegen den Nationalsozialismus als rein kriminelle Akte betrachteten. Egarter lehnte die Auszeichnung ab, da sie in italienischer Sprache ausgefertigt war und seinen Andreas-Hofer-Bund als italienische Widerstandsgruppe eingestuft hätte. Für ihn kam das nicht in Frage. Er war Tiroler und Österreicher und wollte die Wiedervereinigung Tirols in einem demokratischen Österreich.
Die italienischen Partisanen verziehen ihm dies, so lange er lebte, nicht. Seine Südtiroler Landsleute grenzten Egarter aus, weil er immer wieder auf NS-Täter hinwies, die erneut in Spitzenpositionen aufgestiegen waren. Wenn Egarter heute von allen Seiten die ihm gebührende Ehrung erfährt und auch die italienischen Partisanen, die ihm feindselig gegenübergestanden waren, plötzlich Kränze an seinem Grab niederlegen, so kann man das grundsätzlich nur gutheißen. Der Respekt vor dem großen Tiroler und Österreicher Hans Egarter würde jedoch zumindest verlangen, dass man auf die Trikolore auf seinem Grab verzichtet.
Hartmuth Staffler
Brixner Gemeinderat der SÜD-TIROLER FREIHEIT