In Margreid wurde das Gedenken an das Ausrücken der Tiroler Standschützen mit der Enthüllung einer Gedenktafel für Josef Noldin verbunden. Die Tafel wurde von der Gemeindeverwaltung, der Schützenkompanie und dem Südtiroler Heimatbund gemeinsam in Auftrag gegeben, den zweisprachigen Text verfasste Dr. Margareth Lun.
Am vergangenen Pfingstsamstag begrüßte dazu der Hauptmann Walter Bonora der Schützenkompanie Franz von Fenner/ Margreid die Bürgermeisterin von Margreid, die Marketenderin Michaela Perktold, den Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang und Dr. Rudi Benedikter, Enkel von Josef Noldin.
Nach dem Wortgottesdienst in der Pfarrkirche wurde auf dem kürzlich errichteten Josef Noldin Platz die Gedenkfeier abgehalten.
Nach der Begrüßung aller Anwesenden ergriff die Margreider Bürgermeisterin Theresa Degasperi das Wort und nahm auch zum Fahnenstreit Stellung:
„Die Erinnerung an einen Krieg, und ganz besonders an den Beginn eines Krieges, kann schon aus seinem Wesen heraus nur ein Gedenk- und Trauertag sein. Ganz gleich, auf welcher Seite des Schützengrabens man gestorben ist.
Deshalb wird die Gemeinde zu diesem Anlass die eigenen Gebäude in Margreid ganz bestimmt nicht festlich schmücken. Ich bin mir absolut sicher, dass diese Entscheidung auch im Sinne des heute hier zu Ehrenden Josef Noldin ist“,
Roland Lang erinnerte an den Einsatz von Noldin für unsere Muttersprache und bemerkte dazu:
„Noldin durfte aus seiner Verbannung weder seiner siebzigjährigen Mutter noch seinen Kindern in Salurn in deutscher Sprache schreiben. Und wir? Wissen wir um den Wert unserer Muttersprache? Oder haben wir sie längst zwischen Englisch und Italienisch zu einer Behelfssprache deklassiert?“
Außerdem wies der SHB- Obmann auf die Aussage des ehem. Landeshauptmannes von Tirol, Eduard Wallnöfer hin, der 1965 erklärt hatte:
„Wenn auch die Mächtigen der Welt gegen das Recht und gegen den einmütigen Willen des Tiroler Volkes die staatlichen Grenzen anders gezogen haben, wenn so
scheinbar der beispiellos heldenmütige Kampf der Tiroler Standschützen und ihrer Kameraden in den Tiroler Bergen vergeblich war, die Stätten, wo sie gekämpft haben und wo sie gefallen sind, bleiben nach wie vor die unverrückbaren, wirklichen Grenzen Tirols.“
Er zeigte sich erfreut darüber, dass der Vorschlag einer Gedenktafel für Noldin von der Gemeindeverwaltung und der örtlichen Schützenkompanie so wohlwollend aufgenommen und zügig verwirklicht worden war.
Die Marketenderin Michaela Perktold zeichnete den Lebensweg des Rechtsanwaltes Josef Noldin nach. Geboren in Salurn im November 1888, verstorben aufgrund der erlittenen Entbehrungen in der Verbannung am 14. Dezember 1929 in Bozen. Er hinterließ seine Frau und 3 minderjährige Kinder. Zu Noldins Einsatz stellte Michaela Perktold fest:
„Dass ich diese Rede in Deutsch halten kann und Sie, liebe Zuhörer, alles verstehen können, verdanken wir Josef Noldin, der als Vorreiter im Kampf um die Muttersprache an der kulturellen Front stand und vielen anderen Mut machte, es ihm gleich zu tun.“
Sie zitierte auch einige Aussagen aus dem Kriegstagebuch von Anton Ranigler, dem damaligen Schützenhauptmann von Margreid, um jedem Einblicke in die Zeit des ersten Weltkrieges zu geben.
Es folgte eine Ehrensalve, abgefeuert durch die Schützenkompanie Franz von Fenner und die Enthüllung der Ehrentafel für Josef Noldin. Eine Kranzniederlegung zur Musik vom guten Kameraden und dem Abspielen der Landeshymne durch die Musikkapelle Margreid beendete die Feier.
Schützenhauptmann Walter Bonora bedankte sich zum Abschluss noch bei allen, die zum Gelingen dieser würdigen Gedenkfeier beigetragen haben.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes
Der Text der Gedenktafel