Der Südtiroler Heimatbund sah es als seine Pflicht an, den österreichischen Bundespräsidenten sowie den EU-Parlamentspräsidenten über die bedauerliche, aber auch unverschämte Art zu informieren, mit denen Italien zu Pfingsten seinen Kriegseintritt vor 100 Jahren gegen Österreich-Ungarn gefeiert hat. Mit dem Hinweis darauf, dass die EU 2012 den Friedensnobelpreis erhalten hat, baten wir den EU-Präsidenten Martin Schulz und den österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer um ihre Meinung darüber, wie sie die Flaggenhissung und den Stafettenlauf durch die dadurch besetzten Gebiete sehen.
Der Brief wurde auch an weitere Politiker in Österreich zur Kenntnis zugesandt, bestätigte der SHB- Obmann Roland Lang. Bereits auf den Brief reagiert hat der ÖVP- Südtirolsprecher Hermann Gahr und der dritte Präsident des Nationalrates Ing. Norbert Hofer (FPÖ).
Für Hofer sind die Vorgänge bekannt. Die Anordnung, die Trikolore aufzuhängen, ist in seinen Augen keineswegs passend und im Besonderen für Südtirol und Österreich äußerst schmerzlich. Der Staffellauf durch die damals eingenommen Gebiete demonstriert laut Hofer ein kolonialistisches Denken im negativsten Sinne. Zudem zeigte sich der dritte Präsident des österreichischen Nationalrats erschüttert, wie das offizielle Italien in diesem Zusammenhang agiert. Man könne dies auch als isolierte Denkweise innerhalb Europas bezeichnen. Am Jahrtag muss man der vielen Opfer des Ersten Weltkriegs und des Faschismus gedenken und von solchen Provokationen Abstand nehmen.
Gahr ist sehr ähnlicher Meinung. Aus seiner Sicht ist der Flaggenbefehl eine Provokation und eine Zumutung. Auch sieht er darin eine Beleidigung der deutschen und ladinischen Bevölkerung. Für den ÖVP-Südtirolsprecher ist es ganz einfach traurig, dass Italien auf diese Weise Kriegsleid verherrlichen möchte. Alles in allem sei dies leider wieder einmal eine gezielte Aktion gegen Südtirol, die Konflikte schürt und Menschen auseinanderdividiert.
Als Tiroler, Österreicher und Europäer lehnt Gahr laut seinen Aussagen den Flaggenbefehl mit Entschiedenheit ab. Zum Glück ist Südtirol in dieser Sache nicht nachgekommen, und es herrschte Einigkeit. Man müsse als Auftrag weiterhin wachsam gegenüber Italien sein.
Nicht nur der Südtiroler Heimatbund wartet gespannt auf die Antwort des EU- Präsidenten und des österreichischen Bundespräsidenten. Wenn die EU den Friedensnobelpreis zu Recht bekommen haben möchte, müsste sie konsequenterweise auch Feierlichkeiten zu Kriegserklärungen strikt ablehnen.
Der SHB möchte abschließend dem Nationalrat und Südtirolsprecher Hermann Gahr und dem 3. Präsidenten des österreichischen Nationalrates Ing. Norbert Hofer für ihre klaren Worte danken!
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes