Bei seiner Wanderung „Rund um Tirol“ ist der Welschtiroler Patriot Stefan Frenez durch einen Bergunfall ums Leben gekommen. Elena Bonetti Staffler hat ihm folgenden Nachruf gewidmet:
Der tragische Tod von Stefan ist noch so nah, dass es nicht leicht ist, über ihn zu schreiben. Ich erinnere mich noch gut, wie ich und mein Mann ihn kennen gelernt haben. Wir verdanken dies unserer Eva: Wir waren am Brenner, Tiroler verschiedener Sprachen, zur Einweihung der Kopie des Gedenksteines mit der Inschrift „Das Wasser scheide ich, das Land verbinde ich“. Plötzlich sagt Eva: „Komm schnell, Elena, hier sind deine Welschtiroler“. Es waren viele da, unter ihnen Stefan. Es entstand sofort eine herzliche, spontane Freundschaft, gegründet auf den “Wahlverwandtschaften“. Wir waren uns bewusst, alle dem gleichen Volk anzugehören.
Ich erinnere mich an Stefan dann bei vielen Gelegenheiten. Er war immer da, wenn es um Tirol ging, beim Gedenken an unsere Freiheitskämpfer ebenso wie bei der Einweihung des Denkmales für die mehr als 11.000 als österreichische Soldaten im Ersten Weltkrieg gefallenen Welschtiroler in Amras. Während seiner Gedenkrede verlor er, von den Gefühlen überwältigt, das Bewusstsein und wurde dank der Reaktionsschnelligkeit von Bürgermeisterin Hilde Zach gerettet, die ihn in ihren Armen auffing, bevor er zu Boden stürzen konnte. Es kam gleich die Rettung, aber Stefan ließ es sich nicht nehmen, seine Rede zu beenden, nachdem er sich ein wenig erholt hatte.
Ich erinnere mich an sein hervorragendes Deutsch, das er immer mit Freude verwendete, auch mit mir. Diese geliebte und leidenschaftlich gepflegte Sprache war Teil seines Tirolertums, und er war stolz darauf.
Einige italienischsprachige Zeitungen haben Stefan jetzt als überzeugten Autonomisten bezeichnet. Das entspricht nicht der Wahrheit, das war nicht das, wovon Stefan träumte. Seine Vision war die Wiedervereinigung des alten Tirol und seine Rückkehr dorthin, wohin wir gehören, zu unserem Vaterland Österreich. In seinem Zimmer hatte er schon als Jugendlicher ein Foto von Jörg Klotz hängen. Und er war der Erste, der seine Unterschrift dafür abgegeben hat, dass auch die Welschtiroler, deren Vorfahren überzeugte Österreicher waren, wieder die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten könnten.
Den Zweck seiner Wanderung rund um Tirol hat er selbst so beschrieben: „Ich unternehme die Wanderung, um das Volk zu einen, das durch ein ungerechtes Schicksal, das jahrhundertealte Bindungen zerstört hat, getrennt wurde“.
Wir haben mit Stefan einen großen Freund und einen echten Patrioten verloren. Wir werden seinen Weg Richtung Freiheit fortsetzen.
Amol segn wir uns wieder…
P’fiat di Gott, Stefan
Enena Bonetti Staffler