Siebenbürgen: Am 22. Juli fand im siebenbürgischen Kurort Tusnádfürdő (Bad Tuschnad) ein Runder Tisch über Autonomie und Föderalisierung statt. Die Veranstalter waren die Europäische Freie Allianz (EFA) und der Rat des Ungarischen Volkes in Siebenbürgen (Erdélyi Magyar Nemzeti Tanács, EMNT), das ist die zivilgesellschaftliche Vertretung der Ungarn in Rumänien.
Debattiert wurde über Probleme von ethnischen Minderheiten in Europa mit der jeweiligen fremdnationalen Zentralregierung und über mögliche Lösungsmodelle. Als Delegierte der Europäischen Freien Allianz waren politische Vertreter der Katalanen, Bretonen, Schlesier, Siebenbürger Ungarn und Südtiroler − mit Cristian Kollmann von der Süd-Tiroler Freiheit − geladen. Auf Grund der jeweils unterschiedlichen Ausgangslagen in den jeweiligen Minderheitengebieten reichen die Forderungen der geladenen politischen Parteien von der Autonomie (Bretagne, Schlesien, Siebenbürgen) bis zur Unabhängigkeit (Katalonien, Südtirol).
Günther Dauwen, der Direktor der Europäischen Freien Allianz, betonte, dass das Recht auf Selbstbestimmung für jedes Volk unverzichtbar sei und zeigte sich besorgt über die Entwicklungen in der Europäischen Union, weil für ethnische Diversität und sprachliche Minderheiten auf höchster europäischer Ebene immer weniger getan werde.
Der Rat des Ungarischen Volkes in Siebenbürgen mit der Vorsitzenden Krisztina Sándor sowie die Ungarische Volkspartei Siebenbürgens (Erdélyi Magyar Néppárt, EMNP) mit dem Vorsitzenden Zsolt Szilágyi kämpfen für eine Autonomie des ungarischen Siedlungsgebiets in Siebenbürgen, insbesondere des Szeklerlandes, wo die Ungarn deutlich die Mehrheit stellen. Gefordert werden u.a. die Wiedervereinigung des auf drei Verwaltungskreisen aufgteilten Gebiets und ein gemeinsames gesetzgebendes Gremium, ein autonomes Landesparlament.
Man blicke, so Zsolt Szilágyi, neidvoll auf Länder wie Katalonien und Südtirol, die bereits viel erreicht hätten und mit ihren Forderungen einen Schritt weiter seien. Ähnlich äußerte sich auch Krisztina Sándor, als sie von Cristian Kollmann konkret auf die Frage der Unabhängigkeit angesprochen wurde: „Sezession wagen wir (noch) nicht zu fordern. Autonomie wäre ein erster Schritt“.
Die Europäische Freie Allianz und damit auch die Süd-Tiroler Freiheit hat den Bemühungen der Siebenbürger Ungarn in jedem Fall ihre Unterstützung zugesagt.