„De mortuis nihil nisi bene“. Über die Toten (rede) nur Gutes! Das dem griechischen Philosophen Chilon zugeschriebene Zitat passt, so der Südtiroler Heimatbund (SHB), gut zum italienischen Schriftsteller Sebastiano Vassalli, der gestern nach kurzer Krankheit im piemontesischen Casale Monferrato im Alter von 73 Jahren verstarb.
Mit seinem Buch „Sangue e suolo“ prägte er das Wort „Disagio“ (Unbehagen) der Italiener, das nach seinen Erkenntnissen das Zusammenleben der Volksgruppen belastete. Von „Sangue e suolo“ bis „Il Confine“ hat er in den letzten dreißig Jahren viele Bücher verfasst.
Vom Ersten, „Sangue e suolo“, es erschien 1985, berichtete Alexander Langer, dass es sich hierbei um die Bibel des italienischen Unbehagens handle. Vasalli war anscheinend nicht aufgefallen, dass Proporz und Autonomie nur die Gleichheit der Volksgruppen wiederherstellte. Quellen des Unbehagens waren gerade der Proporz und auch die verpflichtende Zweisprachigkeit. Die Italiener wollten ihre Privilegien, die sie vielfach aus der Zeit des Faschismus in die Demokratie herübergerettet hatten, nicht aufgeben. Eine Mehrheit der Italiener in Südtirol wählte daher Rechtsparteien bzw. sogar neofaschistisch!
In seinem Buch „Il Confine“, das er über Südtirol schrieb, relativierte er den „Disagio“ und kam zum logischen Schluss, dass Italiener und Deutsche in Südtirol zusammenleben müssen. Auch Hannes Obermair, der Direktor des Bozner Stadtarchivs, kommt nicht umhin, zahlreiche Fehler in den Aussagen des Schriftstellers zu finden. Er habe in vielen Analysen Fehler gemacht. Trotzdem sagte er hie und da die Wahrheit.
Sebastiano Vasalli, der noch im Mai als Kandidat für den Literaturnobelpreis genannt worden war, war trotz allem oder gerade deswegen ein begnadeter Schriftsteller. Seine mahnende und polarisierende Feder wird fehlen! Er ruhe in Frieden!
Roland Lang,
Obmann des Südtiroler Heimatbundes