Archiv

Auch Namenlandschaft ist Welterbe!

Allgemein, Archiv
Allgemein, Archiv
Archiv

Auch Namenlandschaft ist Welterbe!

Cristian Kollmann, Toponomastikexperte der Süd-Tiroler Freiheit, übt Kritik an der jüngst vom italienischen Kommunikationsministerium herausgegebenen Briefmarke, auf der die Geislerspitzen abgebildet sind.

„Die Briefmarke zeugt, entgegen den Worten des Kommunikationsministers, keineswegs von der ‚Anerkennung für die hier lebende Bevölkerung‘, sondern im Gegenteil: von Hohn auf dieselbe!“, schreibt Kollmann. Der Sprachwissenschaftler fragt sich: „Wie ist es sonst zu erklären, dass auf der Briefmarke weder der deutsche Name „Geislerspitzen“ noch der ladinische Name „Le Odles“ zu finden ist und somit die autochthone Bevölkerung ignoriert wird?“

Und Kollmann weiter: „Zum Welterbe der Dolomiten gehört nicht nur die Kultur, sondern auch die Namenlandschaft. Diese gilt es zu pflegen, und nicht mit pseudoitalienischen Begriffen wie „Le Odle“ zu kontaminieren. Mit der Briefmarke hätte sich aufgrund ihres hohen Verkehrswertes die Gelegenheit geboten, durch die Angabe der authentischen deutschen und ladinischen Gebirgsbezeichnung die jeweiligen Sprachen aufzuwerten statt subtil in Abrede zu stellen.“

Nachtrag:

Etymologie (= Herkunft und ursprüngliche Bedeutung) von Geislerspitzen / Le Odles:

An der Basis des deutschen Namens steht der einstige Personenname Geisel aus althochdeutsch Gîsilo. Er findet sich noch in Zusammensetzungen wie Geiselher, Geiselbert und in einfacher Form im Frauennamen Gisela. Die Geislerspitzen sind somit nach einer Person benannt. Ob es sich bei dieser um den einstigen Besitzer handelt, ist ungewiss.

Die ladinische Bezeichnung Le Odles ist der Plural von (La) Odla wie z.B. in Gran Odla = Geislerpitze. Das ladinische Substantiv odla bedeutet ‘Nadel (Nähnadel, Baumnadel)’ und bezeichnet in der Namenlandschaft besonders spitz zulaufende Berggipfel. Das Wort geht zurück auf lateinisch *acúcula ‘kleine Nadel’, einer Diminutivbildung (Verkleinerung) von acus ‘Nadel’.

Bei Le Odle dagegen handelt es sich um eine tolomeische Adaption (Anpassung) des ladinischen Namens, d.h. mit Italianisierung der ladinischen Pluralendung. Ein authentischer italienischer Name für die Geislerspitzen lässt sich definitiv nicht nachweisen.

Archiv, Cristian Kollmann
Heimatbund: Briefmarke ist kein Balsam
Beschlussantrag: Feststellung der konstruierten italienischen Orts- und Flurnamen, die gesetzlich nicht verbindlich sind

Das könnte dich auch interessieren