Geschätzte Landsleute, die Süd-Tiroler Freiheit ist eine gewaltige Stütze in der berechtigten und aktuellen Forderung zur Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes und zur Erlangung der doppelten Staatsbürgerschaft. All jene, die behaupten dass mit der heutigen Autonomie die Selbstbestimmung in Südtirol bereits verwirklicht sei, sind nicht nur rechtsunkundig und sondern übertreffen damit sämtliche gegenüber Rom geleisteten Liebesdienste seit der Zeit der faschistischen Diktatur Mussolinis.
Im Gegenteil, Ihr vertretet die Anliegen jener Menschen in Südtirol, welche unablässig die Beseitigung sämtlicher faschistischer Relikte in Südtirol und eine Wiedergutmachung der an der Südtiroler Bevölkerung begangenen Verbrechen vergangener Diktaturen durch Italien einfordert. Für Italien möge darin die Bundesrepublik Deutschland leuchtendes Vorbild sein.
Von Rom fordert Ihr zu Recht endlich die Beendigung der seit über ein halbes Jahrhundert andauernden, politischen Verfolgung von ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfern. Unabhängig davon, dass hier ein Schlussstrich längst angebracht wäre, ist es heute erwiesen, dass diese Personen unschuldig und menschenrechtswidrig von italienischen Gerichten zu lebenslanger Haft verurteilt wurden. Für Eure Bemühungen in dieser Angelegenheit sei Euch aufrichtig gedankt. Gleichzeitig erlaube ich mir zur praktischen Lösung dieser Frage an die positiven, in Südafrika gemachten Erfahrungen der sogenannten „Wahrheits- und Versöhnungskommission“, welche ab 1995 vom Nobelpreisträger, Erzbischof Desmond Tutu erfolgreich geleitet wurde, zu erinnern. Ähnliches könnte auch in Südtirol eingerichtet werden. Nur wer die historische Wahrheit und eine innerethnische Versöhnung aus durchsichtigen Gründen scheut, wird dagegen sein.
Der Süd-Tiroler Freiheit wünsche ich zum Wohle Tirols weiterhin viel Erfolg und Kraft.
In diesem Sinn grüßt Euch herzlichst
Erhard Hartung