Liebe Eva! Liebe Freunde der Süd-Tiroler Freiheit! Eva, du hattest mir bereits vor einiger Zeit verraten, dass du den Rückzug aus der Politik erwägst. Ich wusste also bereits Bescheid, und an den Bildern von der Pressekonferenz im Dezember letzten Jahres konnte man feststellen, dass dein Rückzug für dich eine schwierige Entscheidung war.
Schwierig, weil du ein großes Herz für das stolze Südtiroler Volk hast. Doch wichtiger: Du hast auch ein großes Herz für deinen geliebten Mann Hans und deine Familie.
Über 30 Jahre hast du für die Freiheit gekämpft. Über 30 Jahre gegen den Strom. Über 30 Jahre auf den Barrikaden. Nur die Hälfte dieser Zeit hatte ich die Ehre und das Privileg, mit dir gemeinsam zu kämpfen. Es waren gute Zeiten. Ich konnte mitverfolgen, wie deine Bewegung wächst und immer professioneller wird und wie immer mehr neue junge Menschen dazukommen. Auch bei den Wahlen hat deine Bewegung stets Fortschritte gemacht. Deine Selbstbestimmungsbewegung ist eine Erfolgsgeschichte. Dies ist dein Verdienst, und deswegen genießt du hohes Ansehen.
Aber die Geschichte geht weiter. Der politische Kampf geht weiter. Für dich nunmehr hinter den Kulissen. Mit deiner moralischen Unterstützung kämpfst du weiterhin für die Freiheit. Die Ergebnisse werden immer besser. Da bin ich mir sicher.
Die Geschichte von deinem Vater Jörg erinnert mich sehr an die Geschichte meines Großvaters Gust. Mein Großvater verlor früh seinen Vater. Er war das älteste Kind von zehn Geschwistern und musste daher früh die Vaterrolle einnehmen. Bereits mit zwölf Jahren begann er zu arbeiten. Er war ein überzeugter flämischer Patriot. Im Krieg war er gezwungen, in Deutschland zu arbeiten, und nach dem Krieg saß er fünf Jahre lang im Gefängnis – ohne Gerichtsverfahren. Er wurde einfach als „Kollaborateur“ bezeichnet. Sein Haar wurde abrasiert, und mit Anderen wurde er in den leeren Käfigen des Antwerpener Zoos gesteckt. Die Leute kamen, um die „Kollaborateur-Tiere“ anzugucken, sie mit Steinen zu bewerfen, mit Übernamen zu beschimpfen und zu beleidigen.
Diese Geschichte hat in der Seele meines Großvaters eine Narbe gegraben. Als ich noch sehr jung war und er mir diese Geschichte seines Lebens immer wieder erzählte, musste er oft weinen. Dieser starke Mann mit Tränen in den Augen ist für mich immer noch die Hauptmotivation, warum ich in der Europäischen Freien Allianz arbeite.
Eva, du bist eine starke Frau. Du bist eine von jenen starken Persönlichkeiten, für die die Passion und die Überzeugung der Motor sind.
Aus diesem Grund hat die Europäische Freie Allianz entschieden, dich, Eva Klotz, als Ehrenmitglied aufzunehmen. Eva Klotz ist unsere Botschafterin für die Selbstbestimmung. Du bist ein großartiger Mensch, Eva! Du hast meinen Respekt für immer!
Günther