Auch in diesem Jahr haben das italienische Militär und die Brixner Gemeindeverwaltung am 2. November wieder Kränze am italienischen Kriegerdenkmal im Brixner Stadtfriedhof niedergelegt. Anscheinend stört sich niemand an der nationalistischen Inschrift, die dieses Denkmal für jeden Demokraten untragbar macht.
„Caduto in terra d’Africa per la più grande Italia“ („Gefallen in Afrika für das größere Italien“), steht dort unter der Büste des Brixners Heinrich Sader (umgetauft in Errico), der im Jahr 1931 in Libyen unter nie geklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Die Inschrift besagt also, dass Sader für die italienische Großmannssucht in Afrika gefallen sei. Italien hat 1911 der Türkei den Krieg erklärt, um sich die türkischen Provinzen Cyrenaika und Tripolitanien mit Fezzan, das heutige Libyen, sowie die Inselgruppe des Dodekanes einzuverleiben.
Die imperialistische Aggression Italiens war mit schwersten Kriegsverbrechen verbunden, und auch nach dem Sieg über die Türkei musste Italien noch Jahrzehnte lang gegen die einheimische arabische Bevölkerung kämpfen, die sich gegen die italienische Fremdherrschaft wehrte. Dabei setzte Italien auch massenweise Giftgas ein und dezimierte die Bevölkerung durch Todesmärsche in die Wüste.
Heinrich Sader, der für Italien in den Krieg ziehen musste, ist vermutlich von einem libyschen Freiheitskämpfer getötet worden. Ihn heute noch als Kämpfer für das imperialistische „größere Italien“ zu bezeichnen, ist ein übler Missbrauch eines Toten, der sich nicht mehr wehren kann.
Die Gemeindeverwaltung von Brixen wäre gut beraten, sich an der Gefallenenehrung vor dem imperialistischen Denkmal nicht mehr zu beteiligen, solange es nicht durch eine andere Inschrift entschärft wird. Allen Gefallenen gebührt Ehre, aber keiner darf für imperialistische Aussagen missbraucht werden.
Hartmuth Staffler
Bezirkssprecher der Süd-Tiroler Freiheit im Eisacktal/Wipptal