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Anfrage: Teilnahme des Bürgermeisters an der Alpini-Gedenkfeier

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Anfrage: Teilnahme des Bürgermeisters an der Alpini-Gedenkfeier

Bürgermeister Paul Rösch nahm an der diesjährigen Alpini-Gedenkfeier, vor dem Alpini-Denkmal in Meran, teil. Diese Gedenkfeier hat aber kaum etwas mit einem Gedenken an die Gefallenen zutun, sondern wird dazu missbraucht für eine „Sieges“-Feier über die Terrorherrschaft in Libyen und über den sogenannten „Sieg“ über Österreich. Deshalb stellt Christoph Mitterhofer eine Anfrage an den Bürgermeister von Meran, um zu erfahren warum er daran Teilgenommen hat und ob er sich über deren Bedeutung bewusst war. 

Die Abhaltung der jährlichen Gedenkfeier am Alpini-Denkmal in Meran, das an den Völkermord der italienischen Terrorherrschaft in Libyen erinnert, zeugt nicht von einem guten Bild von unserer Stadt. Es gilt zu überlegen, ob solche Feiern entweder abzuschaffen oder in Gedenkfeiern umzuwandeln sind, die ausschließlich den Gefallenen gewidmet sind und nicht der Feier eines fragwürdigen Sieges Italiens über Österreich. Um so unverständlicher ist es dann, dass heuer sogar der Bürgermeister unserer Stadt an dieser Gedenkfeier teilgenommen hat.

Die Süd-Tiroler als österreichische Minderheit gehören unfreiwillig zu Italien und empfinden derartige Gedenkfeiern, die jedoch in Wirklichkeit als so genannte „Sieges“-Feiern missbraucht werden, als Demütigung. Ein Sieg Italiens über Österreich hat nie stattgefunden. Vielmehr ist es eine historische Tatsache, dass nach einem 24-stündigen Waffenstillstand die italienische Armee ins Gebiet des heutigen Süd-Tirols einmarschierte und dort keine Soldaten vorfand, die hätten Gegenwehr leisten können. Von einem „Sieg“ zu sprechen, ist daher vermessen.

Bereits mehrfach gab es Diskussionen, ob die Gedenkfeiern am Alpini-Denkmal noch dem Zeitgeist entsprechen. In Meran gibt es für die Abhaltung von Gedenkfeiern durchaus geeignetere Orte als das kriegsverherrlichende Alpini-Denkmal, und zwar die Soldatenfriedhöfe. Diese sollten jedoch ein Ort sein, an denen nicht gefeiert, sondern zum Gedenken der gefallenen Soldaten aufgerufen wird. Eine Feier ist also grundsätzlich fehl am Platz, denn, wie auch Bürgermeister Paul Rösch sagte, der Krieg kennt keine Gewinner.

Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, wenn der Bürgermeister klar Position gegen das Alpini-Denkmal in unserer Stadt bezogen oder zumindest dessen Hintergrund beleuchtet hätte. Das Alpini-Denkmal in Meran ist eine exakte Reproduktion jenes Ehrenmales, das die Stadt Mailand im Jahr 1913 zum ständigen Gedenken an die „Heldentaten“ des 5. Alpini-Regiments im italienisch-türkischen Krieg 1911/12 errichten ließ. In diesem Krieg hatte Italien die türkischen Provinzen Tripolitanien und Cyrenaika (Libyen) erobert. Danach begann ein bis 1931 dauernder Vernichtungskrieg gegen die libysche Bevölkerung, die sich verzweifelt gegen die Aggressoren zur Wehr setzte. Italien setzte dabei auch Giftgas ein und dezimierte die Bevölkerung in Konzentrationslagern sowie mit Todesmärschen durch die Wüste.

Dies vorausgeschickt, richtet der Unterfertigte folgende Fragen an den Bürgermeister: 

1. Warum hat der Bürgermeister, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, an der Alpini-Gedenkfeier teilgenommen?

2. Gedenkt der Bürgermeister, auch in Zukunft an der Veranstaltung teilzunehmen?

3. Ist dem Bürgermeister bewusst, dass er durch seine Teilnahme an der Veranstaltung große Teile der Bevölkerung brüskiert hat?

4. Ist dem Bürgermeister bewusst, dass sich viele Bürger, nicht nur der deutschen, sondern aller Sprachgruppen, gegen derartige martialische Gedenkfeiern, zumal es sich bei diesen vielmehr um „Sieges“-Feiern handelt, aussprechen?

5. Wusste bzw. weiß der Bürgermeister über die hohe Symbolkraft des Alpini-Denkmals und über die Verbrechen, die es rühmen soll, Bescheid?

6. Aus welchem Grund hat die Meraner Stadtverwaltung zu dieser Gedenkfeier, die von den Streitkräften ausgerichtet wurde, geladen?

7. Hat der Bürgermeister auf der Veranstaltung die Trikolore-Schleife freiwillig getragen oder nur deshalb, weil das Tragen der Trikolore-Schleife womöglich gesetzlich vorgeschrieben ist?

8. Falls Ersteres zutrifft, wollte der Bürgermeister durch das Tragen der Trikolore-Schleife ein freiwilliges Bekenntnis zum italienischen Staat ablegen?

Christoph Mitterhofer,
Gemeinderat der Süd-Tiroler Freiheit Meran

Antwort des Bürgermeisters:

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