Viele Politiker nutzen den Anfang des neuen Jahres, um große Neujahrsansprachen zu halten. Mit großen Versprechungen zur Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, der Lösung des Flüchtlingsproblemes und mit dem Hinweis auf den Zusammenhalt des Staates wird der einfache Bürger daran erinnert, dass ihn wieder ein stinknormales neues Jahr erwartet.
Als Obmann des Südtiroler Heimatbundes maße ich mir natürlich nicht an, eine Neujahrsansprache zu schreiben, aber einige Neujahrsgedanken möchte ich doch anbringen.
So freut es mich, dass der Bischof der Diözese Bozen Brixen in seinem Weihnachtswunsch für die Südtiroler feststellte, dass der Dialog mit den Flüchtlingen nur mit einer starken eigenen Identität erfolgen kann. Da kann ich ihm nur zu hundert Prozent Recht geben. Eine starke eigene Identität formt sich der Südtiroler aber durch die Pflege seiner Muttersprache, das Wissen um seine Geschichte und der damit unweigerlich verbundenen Heimatliebe. Diese äußert sich vielfach in seinem Einsatz in der Gesellschaft.
Eine starke eigene Identität setzt besonders für eine Volksgruppe innerhalb eines fremden Staates eine eigene Schule in der Muttersprache voraus. Es ist daher unverständlich, dass hier mit der Ausrede der Sprachenförderung Raubbau an dieser für eine Minderheit überlebenswichtigen Einrichtung betrieben wird. Nicht umsonst sagte bereits Kanonikus Gamper voraus, dass wenn man einem Volk seine Sprache genommen hat, es zu einem feigen Pack wird, mit dem man machen kann, was man will.
Auch die Politiker in unserem Vaterland Österreich scheinen immer mehr die Pizza dem Tiroler Knödl vorzuziehen. Wohl nur so ist ihr Verhalten gegenüber unserem Wunsch nach einer doppelten Staatsbürgerschaft zu erklären. Auch der von Südtirol mehrmals an die höchsten rotweißroten Politiker herangetragene Wunsch, sich bei ihren Treffen mit italienischen Politikern für eine Generalamnestie aller Beteiligten am Freiheitskampf der sechziger Jahre einzusetzen, verhallt immer wieder ergebnislos. Inzwischen kehren sie immer mehr als Tote zu ihrer Heimaterde zurück.
Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. So kandidiert in Wien eine starke Frau für das Amt des Bundespräsidenten, die sich für die doppelte Staatsbürgerschaft, für die Rehabilitierung unserer Freiheitskämpfer sowie unserem Recht auf Selbstbestimmung ausspricht. Wir wünschen ihr viel Erfolg!
In Südtirol wird der Unabhängigkeitstag am 14. Mai in Bruneck hoffentlich wieder unseren Freiheitswillen aufzeigen. Und unsere starke eigene Identität als Tiroler.
Denn nur dann werden wir unsere politischen Hausaufgaben in Europa gut verrichten und auch den echten Flüchtlingen freundschaftlich gegenübertreten können.
In diesem Sinne allen einen guten Rutsch ins 2016.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes