Das Toponomastik-Problem in Süd-Tirol harrt nach wie vor einer Lösung. Hierbei nach wissenschaftlichen Kriterien vorzugehen und frei von faschismus-relativierenden Ansätzen zu bleiben, gehört zu den Hauptanliegen der Süd-Tiroler Freiheit. Hinderlich für eine Lösung war bisher auch ein gewisses Informationsdefizit über die Thematik in weiten Teilen der Bevölkerung. Die Süd-Tiroler Freiheit will dieser Situation mit einem Beschlussantrag entgegenwirken.
Dieser nennt sich „Informationskampagne über Toponomastik“ und wurde heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Noch in dieser Woche soll er im Landtag behandelt werden.
Beweggründe für den Beschlussantrag gebe es zwar mehrere, doch den letzten Ansporn habe, so die Süd-Tiroler Freiheit, der Landeshauptmann selbst gegeben: In einer rezenten Landtagssitzung vertrat dieser nämlich den Standpunkt, dass es richtig wäre, die Bevölkerung umfassend über das Thema Toponomastik und seine Rechtslage zu informieren. Damit nicht nur die Meinung der Mehrheit zum Zuge komme, könnte, so der Landeshauptmann, dies eine Aufgabe für den Landtag sein.
Die Süd-Tiroler Freiheit nimmt den Landeshauptmann beim Wort. Der Landtagsabgeordnete Sven Knoll hält fest: „Mangelnde Information ist der Hauptgrund dafür, dass das Thema von der Bevölkerung entweder als nicht ausreichend relevant eingestuft und / oder zu undifferenziert betrachtet wird. Es gilt, die Bürger zu sensibilisieren: einerseits für den kulturellen Wert der historisch fundierten Toponomastik, andererseits für die Botschaft, die bis heute von der historisch nicht fundierten, sprich: faschistisch belasteten Toponomastik ausgeht.“
Cristian Kollmann, Pressesprecher der Landtagfraktion und Toponomastik-Experte, möchte die Landesregierung erneut dazu ermuntern, eine wissenschaftlichen und faschistisch unbelasteten Diskurs nicht zu scheuen: „Historisch fundierte Orts- und Flurnamen sind wichtige Zeugen der Siedlungs- und Sprachgeschichte eines Gebiets und stellen, da aus unterschiedlichsten Zeiten und Sprachschichten stammend, eine Bereicherung für die gesamte Bevölkerung dar. Historisch fundierte Orts- und Flurnamen sind sprachgruppenübergreifend und tragen zu einem kollektiven kulturellen Selbstverständnis der Bevölkerung bei. Anders verhält es sich mit konstruierten, ergo faschistisch belasteten Orts- und Flurnamen: Diese rücken die Siedlungs- und Sprachgeschichte in ein falsches Licht, stellen somit eine Manipulation derselben, aber auch der Bevölkerung dar und führen insgesamt zur Verarmung der Kultur. Auch bauen sie Barrieren zwischen den Sprachgruppen auf. Ein Teil der Bevölkerung – nämlich überwiegend, aber nicht ausschließlich die deutsche und ladinische Sprachgruppe – kann sich mit der nur scheinbar historisch fundierten Toponomastik, da manipulativ und beleidigend, nicht identifizieren.“
Mit dem Beschlussantrag der Süd-Tiroler Freiheit soll der Süd-Tiroler Landtag konkret zu folgenden Punkten seinen Willen bekunden:
- Der Süd-Tiroler Landtag spricht für eine differenzierte Betrachtung zwischen historisch fundierter und (re-)konstruierter Toponomastik aus.
- Der Süd-Tiroler Landtag anerkennt den kulturellen Wert des historisch fundierten Orts- und Flurnamenguts.
- Der Süd-Tiroler Landtag distanziert sich von faschistisch belastetem Namen- und Gedankengut.
- Der Süd-Tiroler Landtag beauftragt die Landesregierung, ein Konzept für eine Informationskampagne über die Toponomastik (Orts- und Flurnamengebung) in Süd-Tirol auszuarbeiten. Das Ziel der Kampagne besteht darin, die Bevölkerung mit Hintergrundwissen über die historischen, wissenschaftlichen, sprach-politischen und juridischen Aspekte der Toponomastik in Süd-Tirol auszustatten.
Süd-Tiroler Freiheit
Landtagsklub