„Die Grenze existiert in einem vereinten Europa nicht mehr und deshalb machen Grenzverschiebungen heutzutage auch keinen Sinn“. Diese und ähnliche Phrasen bekommt man oft zu hören, wenn es in Diskussionen um die Zukunft Süd-Tirols und die Grenze am Brenner geht. Doch nicht erst die Polemiken um die Errichtung eines Grenzzaunes und das Aussetzen bzw. Ende des Schengen-Abkommens zeigen: Die Grenze hörte niemals auf zu existieren, sie ist nach wie vor da!
Für die im Exil lebenden Süd-Tiroler Freiheitskämpfer wurde die angeblich inexistente Grenze niemals aufgehoben. Ein Schritt über den weißen Grenzstein würde für sie lebenslange Haft bedeuten. Wer die Brennergrenze überquert reist in ein anderes (und besseres) Steuersystem ein, in ein anderes (und besseres) Justizsystem, in ein anderes (und besseres) Sozialsystem…
Nun scheinen sich die Pläne der österreichischen Regierung zu verdichten, das Schengener Abkommen am Brenner zumindest auszusetzen. Die Aussagen von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner sind eindeutig: „Mir ist egal, was jemand anderer zu einer Obergrenze oder einem Zaun sagt: Hauptsache, es gibt sie. Wenn es nötig ist, werden wir eben noch weitere Grenzzäune errichten.“
Wirtschaftlich hätte eine Schließung der Grenze verheerende Folgen für Süd-Tirol. Politisch wäre es ein Rückschritt von Jahrzehnten und das faktische Ende der vielbeschworenen „Europaregion Tirol“. Landtagsabgeordneter Sven Knoll brauchte es auf den Punkt: „Deutlicher denn je zeigt sich, dass es nicht einen Grenzzaun am Brenner braucht, sondern die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts für Süd-Tirol und somit die Beseitigung der Brennergrenze!“
Stefan Zelger,
Mitglied der Landesleitung und Fraktionssekretär der Süd-Tiroler Freiheit