Mehr als 200 interessierte Bürgerinnen und Bürger sind am Samstag, 13. Februar 2016, zum vierten Open Space des Autonomiekonvents gekommen, der diesmal in Brixen stattgefunden hat. Vor allem in der deutschsprachigen Bevölkerung war das Interesse an der Veranstaltung groß.
Maria Hochgruber Kuenzer und Roland Tinkhauser eröffneten in Vertretung des Präsidiums des Südtiroler Landtags den Open Space. Kuenzer betonte, wie wichtig es sei, sich als Südtiroler Gedanken über die eigene Identität zu machen: „Gerade jetzt, wo in Europa über Zäune gesprochen wird, ist es wichtig, dass wir uns mit unserer Geschichte und Identität auseinandersetzen. Vor einem Jahr, als der Autonomiekonvent geplant wurde, hätten wir uns nie vorstellen können, dass wir uns in einer derartigen Situation wiederfinden könnten. Gerade deshalb ist der Konvent aktueller denn je. Es geht einerseits darum, was im Statut stehen wird, aber auch darum, wie wir uns als Südtiroler heute und in Zukunft definieren wollen.“
Roland Tinkhauser betonte: „Es freut mich, dass so viele Abgeordnete verschiedener Parteien zum Open Space nach Brixen gekommen sind. Heute stehen aber die Bürgerinnen und Bürger und ihre Anliegen im Vordergrund. Wir Politiker sind beim Open Space Zaungäste. Hören wir genau zu: Das, was heute besprochen wird, ist ein Auftrag an uns.“
Bis 16.30 Uhr diskutierten die Teilnehmer jeweils 45 Minuten lang in 7 Arbeitsgruppen. 32 Themen wurden auf diese Weise bearbeitet, darunter viele altbekannte (Proporz und Sprachgruppenzugehörigkeitserklärung, Selbstbestimmung, Vollautonomie, Schule, internationale Verankerung der Autonomie, doppelte Staatsbürgerschaft, Einwanderung, Europaregion, Zusammenleben, Außendarstellung und Brückenfunktion Südtirols, Finanzhoheit, direkte Demokratie, Raum für Kultur, Toponomastik), aber auch einige neue:
Welche Rolle soll die Kirche in Südtirol haben?
Welche Auswirkungen hätte konsequenter Laizismus im Land?
Welche Perspektiven hat das Hochschulwesen?
Gibt es Chancen für die biologische Landwirtschaft?
Wie soll dem Spannungsverhältnis zwischen Peripherie und Zentrum in Zukunft begegnet werden?
Wie kann die Politik Familien in Südtirol fördern?
Wie kann sich Südtirol zu einem sozialen und solidarischen Land entwickeln?
Eine Arbeitsgruppe tauschte sich sogar über die Frage aus, welche Landeshymne Südtirol haben sollte. Die Positionen waren zu den meisten Themen heterogen. Ein von jeder Arbeitsgruppe ernannter Protokollant dokumentierte diese.
Auf der Webseite des Autonomiekonvents www.konvent.bz.it werden die Protokolle ab kommendem Donnerstag in voller Länge abrufbar sein. Viele der Anwesenden nutzten die Chance und registrierten sich für das Forum der 100.
Auch online besteht diese Möglichkeit bis zum 6. März: Auf www.konvent.bz.it findet sich das entsprechende Registrierungsformular.