Mit großem Aufwand hat der Sender RAI Südtirol in diesen Tagen seine Jubiläen von Rundfunk (70 Jahre) und Fernsehen (50 Jahre) gefeiert. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn bei dieser Gelegenheit nicht immer wieder das Wort „unabhängig“ in den Mund genommen worden wäre. Als Staatsrundfunk ist RAI Südtirol natürlich nicht unabhängig. Man kann die fehlende Unabhängigkeit den Kollegen von Rundfunk und Fernsehen nicht einmal zum Vorwurf machen, da sie nun einmal treue Diener ihres Herren sein müssen; nur brüsten sollten sie sich mit der angeblichen Unabhängigkeit nicht.
Zur Erläuterung ein kleines Beispiel: Ich bin vor vielen Jahren vom damaligen RAI-Bozen-Chefredakteur Hansjörg Kucera gefragt worden, ob ich – als Journalist mit Staatsprüfung in Rom und Eintragung in das Berufsverzeichnis – bereit sei, für den RAI-Sender Bozen zu arbeiten, was ich bejahte. Nach zwei Monaten wurde mir mitgeteilt, dass meine Anstellung von Rom leider nicht genehmigt worden sei. Warum das so war, wurde mir kurz darauf mitgeteilt, als die Carabinieri bei mir eine Hausdurchsuchung machten. Anstatt nach Waffen und Munition zu suchen, die laut Durchsuchungsbefehl bei mir vermutet wurden, belehrten mich die Carabinieri, dass die Aktion nur ein Wink mit dem Zaunpfahl sei, damit ich in Zukunft italienfreundlicher schreibe. Bald darauf wurde ich auf offener Straße von den Carabinieri festgenommen und vom damaligen Brixner Bezirksrichter Renzo Paolo Pacher wegen angeblicher Verweigerung der Ausweisleistung zu einer Geldstrafe verurteilt, weil ich darauf bestanden hatte, meine deutsche Muttersprache zu verwenden. So viel zur angeblichen Unabhängigkeit der Presse in Südtirol im Allgemeinen und von RAI Südtirol im Besonderen.
Geändert hat sich seither nichts, wenn man z. B. bedenkt, mit welchem Übereifer RAI Südtirol sich bemüht, das Anliegen der doppelten Staatsbürgerschaft durch gezielte Falschmeldungen zu sabotieren. Vor der Entscheidung im Südtirol-Unterausschuss des Nationalrates wurde zwei Tage lang bei jeder Nachrichtensendung wider besseres Wissen die Falschmeldung verbreitet, dass die doppelte Staatsbürgerschaft nur für deutsch- und ladinischsprachige Südtiroler vorgesehen sei. Damit wollten die RAI-Redakteure dem Vorhaben wohl einen „völkischen“ Anstrich verleihen und die Zustimmung schmälern.
Ein kleiner Nachtrag: Als ich während des Krieges Kroatien-Serbien infolge journalistischen Übereifers in ein frontnahes Sperrgebiet geriet und von der serbischen Militärpolizei festgenommen wurde, war die erste Frage des serbischen Offiziers, ob ich als Südtiroler in Deutsch oder Italienisch verhört werden wolle.
Hartmuth Staffler
Hauptausschussmitglied der Süd-Tiroler Freiheit