Am 22. April 1946, also vor genau 70 Jahren, wurde dem österreichischen Bundeskanzler Leopold Figl eine Unterschriftensammlung übergeben, in der sich fast die gesamten wahlberechtigten Südtiroler, für die Wiedervereinigung Tirols und die damit verbundene Rückkehr zu Österreich ausgesprochen hatten. Mit insgesamt 158.628 Unterschriften, bekundeten die Südtiroler: „Es ist unser unerschütterlicher Wunsch und Wille, dass unser Heimatland Südtirol vom Brenner bis zur Salurner Klause mit Nordtirol und Österreich wieder vereinigt werde. Wir bestätigen dies mit unserer Unterschrift“.
Trotz der drohenden Gefahr, von Italien wegen Hochverrats verurteilt zu werden, scheuten die Südtiroler nicht davor zurück, mit ihrer Unterschrift die Wiedervereinigung Tirols zu fordern und brachten die gesammelten Bände auf Schleichwegen nach Innsbruck, wo sie Leopold Figl feierlich übergeben wurden.
Ziel dieser Unterschriftensammlung war es, Druck auf die Alliierten auszuüben, um somit das Unrecht wieder gut zu machen, dass der Bevölkerung durch die Teilung Tirols angetan wurde.
Leider wurde diese unmissverständliche Willensäußerung, die einer Volksabstimmung gleich kam ignoriert, was nicht zuletzt auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass die Südtiroler Volkspartei offiziell nichts damit zu tun haben wollte und die Existenz dieser Unterschriftensammlung leugnete. Damit spielte die SVP den Italiener zu, die behaupteten, dass ohnehin nur Nordtiroler unterschrieben hätten und die Abstimmung daher bedeutungslos sei.
Der Wille des Volkes, der eindeutiger nicht hätte sein können, wurde somit ignoriert und das Land um seine Wiedervereinigung betrogen.
Inzwischen sind 70 Jahre vergangen, doch Südtirol ist noch immer von Italien besetzt. Bis heute verweigert man unserem Land das Recht auf Selbstbestimmung und so ist die Teilung Tirols, nach wie vor eine blutende Wunde im Herzen Europas.
Die 70 Jahre verwehrter Selbstbestimmung geben uns Anlass, um über die politische Zukunft unserer Heimat nachzudenken. Die autonomiepolitischen Entwicklungen der letzten Jahre, wie die großen finanziellen Einschnitte von über 500 Millionen Euro jährlich und die Zurücknahme von Kompetenzen geben großen Grund zur Sorge.
Zweifelsohne hat sich vieles in den letzten Jahren verbessert und die Probleme von einst sind nicht mehr dieselben von heute. Doch Autonomie und Wohlstand können nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Überleben der Südtiroler, als österreichische Minderheit in Italien, alles andere als gesichert erscheint.
Langfristig werden wir uns die Frage stellen müssen, ob wir wirklich unsere kulturelle Identität opfern wollen, oder ob wir bereit sind, für die Freiheit unserer Heimat und für die gesicherte Zukunft unserer Kinder, das Recht einzufordern, das uns nun schon seit 70 Jahren verwehrt bleibt.
Es ist nach 70 Jahren an der Zeit, endlich das Selbstbestimmungsrecht für Südtirol zu fordern und mit aller Kraft auf die Wiedervereinigung Tirols hinzuarbeiten. Jeder Tag, an dem Südtirol noch zu Italien gehört, stellt eine Gefahr für Volk und Heimat dar und ist somit ein verlorener Tag.
Die Südtiroler haben mehr als einmal bekundet, dass sie nicht länger zu diesem Unrechtsstaat gehören möchten, und vor allem bei Jugend wird der Wunsch nach der Wiedervereinigung Tirols letzthin immer stärker. Allein schon die 61.000 Teilnehmer am Selbstbestimmungs-Referendum 2013 sind ein Beweis dafür!
Man kann nicht auf Dauer trennen was zusammen gehört und darum wird auch die Unrechtsgrenze am Brenner nicht ewig währen, denn kein Land kann uns das Recht auf Selbstbestimmung verwehren, wenn wir nur selbst den Mut haben, es auch zu fordern.
Süd-Tiroler Freiheit
Freies Bündnis für Tirol