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Wer war Cesare Battisti?

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Wer war Cesare Battisti?

Unter dem Titel „Wer war eigentlich Cesare Battisti?“ haben die „Dolomiten“ am 1. Juni über eine Veranstaltungsreihe in Bozen berichtet, bei der es um die Person Cesare Battisti geht. In einer absolut unhistorischen und unwissenschaftlichen Vorgangsweise wird in dem Artikel die Frage aufgeworfen, ob Battisti ein Märtyrer oder ein Hochverräter gewesen sein.

Eine dritte Möglichkeit oder eine Kombination mehrerer Möglichkeiten wird damit von vorneherein ausgeschlossen. Heute weiß man, dass Cesare Battisti, der übrigens in Österreich wegen Betruges steckbrieflich gesucht wurde, ein Märtyrer war, weil ihn die italienische Heeresführung unbedingt dazu machen wollte. Für die nationalistischen Generäle war der Sozialist Battisti unbequem, weil er nicht ihrer Ideologie entsprach. Als Märtyrer war er für sie viel wertvoller, weshalb sie durch zwei Überläufer  den Österreichern mitteilten, dass Battisti bei einem Angriff auf den Monte Corno (in den “Dolomiten“ Monte Corvo genannt) in vorderster Linie dabei sein werde, weshalb es für unsere Landesschützen ein Leichtes war, Battisti festzunehmen und der dem Gesetz entsprechenden Hinrichtung – die er selbst vorausgesehen hatte – zuzuführen. Dass Battisti ein Verräter war, mag vor allem für die Italiener eine Rolle gespielt haben. Man weiß: Italien liebt den Verrat, aber nicht den Verräter.

Außer Märtyrer und Verräter war Battisti aber vor alle eines: Ein fanatischer Kriegstreiber. In Vorträgen in ganz Italien hat er für den Kriegseintritt geworben. Das war der Grund, warum das Österreichische Militär Battisti auf geheim gehaltenen Wegen unter starkem militärischem Schutz nach Trient bringen musste, weil die aufgebrachte Welschtiroler Bevölkerung den Mann, der ihr Unglück verursacht hatte und der auf seine eigenen Landsleute geschossen hatte, am liebsten gelyncht hätte. Aus den entferntesten Tälern kamen sie in langen Fußmärschen an, um Battisti anzuspucken, mit Urin zu übergießen und zu beschimpfen, und nur unsere zur Bewachung eingeteilten Standschützen konnten Schlimmeres verhüten.

Märtyrer und Verräter können je nach eigenem Standpunkt sehr verschieden gesehen werden. Kriegstreiber sind aber in einer Welt, die sich nach Frieden sehnt, grundsätzlich abzulehnen. Aus diesem Grund wäre es höchst an der Zeit, mit dem unseligen Battisti-Kult aufzuhören.

Hartmuth Staffler

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