Der Einzug der neofaschistischen Casa-Pound durch die Bozner Altstadt zum Rathaus, die damit die Bilder vom Marsch auf Bozen wiederaufleben ließen, hat für große Aufregung gesorgt. Die Empörung darüber ist jedoch mehr als scheinheilig, da in Süd-Tirol ─ unter dem Vorwand, dass man dies den Italienern nicht zumuten könne ─ noch immer keine Abkehr von der Ideologie des Faschismus stattgefunden hat. Wo bleibt die Empörung über die faschistischen Relikte und die faschistischen Ortsnamen? Wer Faschismus relativiert und toleriert, wird Neofaschismus ernten, so Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit.
Der Schriftsteller Ezra Pound, nach dem sich Casa-Pound benennt, war einer der übelsten Faschisten und bekennender Antisemit. Anstatt ihn und seine Ideologie zu verurteilen, wird sein Schaffen aber relativiert und unlängst sogar ein Weg nach ihm benannt. In Bozen unterhält Casa-Pound in den Räumlichkeiten des Wohnbauinstitutes des Landes (!!!) eine faschistische Bibliothek, in der ungehindert ihre menschenverachtende Ideologie verbreitet wird.
Es ist genau dieser zweifelhafte Umgang mit dem Faschismus, der den Neofaschismus fördert.
Wenn in Bozen der faschistische Diktator Benito Mussolini noch immer ungeniert vom Relief des Finanzamtes herabblicken darf; wenn das Siegesdenkmal mit seinen Liktorenbündeln und Aufschriften noch immer die Süd-Tiroler beleidigen darf; wenn der Kapuziner Wastl in Bruneck noch immer den Völkermord der Alpini glorifizieren darf; und wenn in allen Süd-Tiroler Gemeinden noch immer faschistische Ortsnamen amtlich sind, wen wundert es da, dass der Faschismus in Bozen seine Wiederauferstehung feiert, so Sven Knoll.
Anstatt sich in aufgesetzter Empörung zu bemühen, sollten lieber konkrete Maßnahmen ergriffen werden, um Süd-Tirol endlich faschismusfrei zu machen. Die Schleifung der faschistischen Relikte und ihre Verfrachtung in ein Museum, sowie die Abschaffung der faschistischen Ortsnamen wären dazu ein erster Schritt.
L.-Abg. Sven Knoll.