Am Tag des Referendums über den Brexit lud der Jugendverband des Südschleswigschen Wählerverbandes (SSW Ungdom) die Süd-Tiroler Freiheit und die Färöische Partei Tjóðveldi (Republikaner) nach Flensburg ein. Der Südschleswigsche Wählerverband vertritt in Schleswig-Holstein die dänische und friesische Minderheit und bildet, gemeinsam mit SPD und Grünen, die Schleswig-Holsteinische Landesregierung. Er ist, wie die Süd-Tiroler Freiheit und die Partei Tjóðveldi, Mitglied der Europäischen Freien Allianz (EFA).
Während in Großbritannien noch die Abstimmung lief, diskutierten in der Dänischen Zentralbibliothek in Flensburg die drei EFA-Mitgliedsparteien über etwaige Folgen des Brexit. Die Süd-Tiroler Freiheit war durch ihren Pressesprecher Cristian Kollmann sowie durch das Leitungsmitglied der Jungen Süd-Tiroler Freiheit, Christoph Mitterhofer, vertreten. In einem Punkt waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: Die europäische Idee gilt es weiterhin zu verfolgen, aber es muss mehr auf die Bedürfnisse der Regionen und der Völker ohne Staat eingegangen werden.
Noch kontroverser als am Vortag verlief die Diskussion am Tag nach dem Referendum. Mehrheitlich zeigte man sich vom Ergebnis enttäuscht. Andere, darunter auch die Vertreter der Süd-Tiroler Freiheit, werteten das Ergebnis als Weckruf an die Adresse Brüssels.
Weitere Programmpunkte des Treffens waren die Besichtigung des dänischen Gymnasiums in Flensburg sowie des Schleswig-Holsteinischen Landtages in Kiel. Im Vordergrund stand dabei stets der Informationsaustausch zwischen den EFA-Mitgliedsparteien und die Beschreibung der Situation in der jeweils eigenen Region (Südschleswig, Südtirol, Färöer, Friesland).
Im Unterschied zu Südtirol durften die zweisprachigen Gebiete Schleswigs 1920 über den Verbleib bei Deutschland oder die Angliederung an Dänemark abstimmen. Der Süden mit mehrheitlich deutscher Bevölkerung sprach sich für den Verbleib bei Deutschland aus, der Norden mit mehrheitlich dänischer Bevölkerung für eine Rückgliederung an Dänemark. Die Schleswiger sagen heute von sich selbst, dass sich die Selbstbestimmung für ihre Region als friedensstiftendes Mittel erwiesen hat. Durch die Grenzziehung gibt es zwar auf beiden Seiten eine Minderheit, aber beide haben nicht das Gefühl, im falschen Staat zu leben, weil über die jeweilige staatliche Zugehörigkeit demokratisch abgestimmt wurde.
So gesehen ist Schleswig ein gutes Beispiel für Südtirol, findet die Süd-Tiroler Freiheit. „Warum wird uns Südtirolern die Selbstbestimmung bis heute verwehrt, wo sie doch in anderen Regionen schon längst umgesetzt wurde und nachhaltig zur Konfliktlösung beigetragen hat?“, wundern sich Kollmann und Mitterhofer.
Cristian Kollmann und Christoph Mitterhofer
Süd-Tiroler Freiheit