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Die Folterbriefe der Freiheitskämpfer – Teil 5: Brief von Viktor Thaler

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Die Folterbriefe der Freiheitskämpfer – Teil 5: Brief von Viktor Thaler

Die Süd-Tiroler Freiheit möchte anlässlich der sich heuer zum 55 Male gejährten Feuernacht mit der Veröffentlichung von ausgewählten Folterbriefen der Freiheitskämpfer deren Einsatz und Pflichtbewusstsein für die Heimat in Erinnerung bewahren. Diese Serie wird den Titel „Feuernacht – Folternächte“ tragen. Gleichzeitig soll mit deren Veröffentlichung auch ein Zeichen gegen jeweilige Unterdrückung und Aggression gegenüber heimatreuen und freiheitsliebenden Menschen und Völkern gesetzt werden.

Die ausgewählten Folterbriefe stammen aus der zweiten ergänzten Auflage des Buches „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“. Sie wurden vom Autor des Buches, Helmuth Golowitsch und vom Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, zur Verfügung gestellt. Das Buch knüpft an den 1964 in erster, 1977 in zweiter Auflage erschienen Tatsachenbericht „Die Schändung der Menschenwürde in Südtirol“ an und bietet durch die Zusammenführung von neuen Erkenntnissen ein umfassendes und objektives Bild der 50er und 60er Jahre in Südtirol vor dem Hintergrund des Freiheitskampfes.

Die Folterbriefe der ehemaligen inhaftierten Südtiroler Freiheitskämpfer werden in den kommenden vier Wochen, jeweils am Dienstag und Donnerstag, auf der Homepage der Süd-Tiroler Freiheit publiziert. Sepp Mitterhofer, der ehemalige Obmann des Südtiroler Heimatbundes, sagte einst: „Wenn man diese Briefe liest, so gewinnt man den Eindruck, man blättere in einem Drehbuch eines Horrorfilms. Das wäre weiter nicht schlimm. In diesem Fall ist es allerdings tragisch, weil es kein Roman ist, sondern nackte Wirklichkeit und es uns Südtiroler betrifft.“ Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf und lässt bereits erahnen, welches Grauen die Männer und deren Angehörigen erleiden mussten.

Der heutige Folterbrief wurde von dem damals 31jährigen Traminer Bauern Viktor Thaler geschrieben, welcher am 18. Juli 1961 unrechtmäßig inhaftiert und gefoltert wurde. Sein Folterbericht an die Südtiroler Volkspartei lautete:

„Ich möchte hiermit eine kurze und sachliche Schilderung über die Verhaftung und danfolgende Vernehmungen bei der Polizei, (Carabinieri) machen.
Ich wurde, am 18. 7. 1961 ungefer um 5 uhr Morgens aus meinen Bett raussgeholt, woh drei Polizisten mit angeschlagener Maschinenpistole mich aufforderten mittzugehen, auf meiner Frage wohin, haben sie mir ein paar heruntergehauen, wie ich mich abwaschen wolte haben sie, wieder angefangen, dreinzuschlagen, und einer sagte, Du bist mir Simpathisch, um wieder auf neue loßzuschlagen, daß wahr bei mir Zuhause in der Küche, als sie den Gekreuzigten in der Ecke sahen fingen sie an über unsehren Glauben zu schinpfen, daß es nimmer höher ging, nachher prachten sie mich nach Eppan zur Carabinieri Kaserne, das erst wahr das sie (immer Carabinieri) mir denn blauen Schurz vom Leibe rißen, mit den Worten (cuesto mi fa Scivo) (Anm.: korrekt müßte es lauten „questo mi fa schifo“ – „das ekelt mich an“) dann brachten sie mich in einer Kammer und warfen mir Sprengungen vor, von welchen ich keine Ahnung hatte, dann rißen sie mir die Hose runter, knöpfeten mir die Joppe zu und wieder fingen sie an zu schlagen es wahren über ein halbes dutzend von Carabinieri bei Kopf fingen sie an, bis zu Unterleib, ungefehr 2 bis 4 Stunden, die Drohungen die sie Aussprachen, ehrinnere ich mich nicht mehr an alle,, nur einiege werde ich mein Leben lang nicht vergessen, darunter, (Du, deine ganze Familie, ja die ganzen Südtiroler, gehörten auszurotten) daraufhin unterschrieb ich ein Protokoll, daß in Italienischer Sprache geschrieben wahr, obwohl ich diese Sprache nicht behersche, unter diesen Umständen hätte ich alles unterschrieben, wasß sie mir vorwarfen.
Als ich schon in Bozen in Gerichtsgefängnis wahr holten sie mich, mit anderen nach Eppan, woh sie uns die ganze Nacht drohten, Tags darauf brachten sie uns nach Neumarkt, zur gegenüberstelung mit Kurtatscher, dann brachten sie mich wieder nach Bozen ins Gefängnis, wo ich bis heute auf meiner Freiheit warte, leider vergebens, obwohl es schon über ein halbes Jahr ist, daß ich Verhaftet wurde.
Gerichtsgefängnis Bozen, am 28.01.1962
Thaler Viktor“

Weitere Folterbriefe und detailliertere Hintergrundinformationen sowie Zusammenhänge finden Sie im Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“. Dieses kann auch online im Werbekatalog der Süd-Tiroler Freiheit erworben werden.

Die bisher veröffentlichten Folterbriefe finden sie hier.

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