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Die Folterbriefe der Freiheitskämpfer – Teil 6: Brief von Josef Anegg

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Die Folterbriefe der Freiheitskämpfer – Teil 6: Brief von Josef Anegg

Die Süd-Tiroler Freiheit möchte anlässlich der sich heuer zum 55 Male gejährten Feuernacht mit der Veröffentlichung von ausgewählten Folterbriefen der Freiheitskämpfer deren Einsatz und Pflichtbewusstsein für die Heimat in Erinnerung bewahren. Diese Serie wird den Titel „Feuernacht – Folternächte“ tragen. Gleichzeitig soll mit deren Veröffentlichung auch ein Zeichen gegen jeweilige Unterdrückung und Aggression gegenüber heimatreuen und freiheitsliebenden Menschen und Völkern gesetzt werden.

Die ausgewählten Folterbriefe stammen aus der zweiten ergänzten Auflage des Buches „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“. Sie wurden vom Autor des Buches, Helmuth Golowitsch und vom Obmann des Südtiroler Heimatbundes, Roland Lang, zur Verfügung gestellt. Das Buch knüpft an den 1964 in erster, 1977 in zweiter Auflage erschienen Tatsachenbericht „Die Schändung der Menschenwürde in Südtirol“ an und bietet durch die Zusammenführung von neuen Erkenntnissen ein umfassendes und objektives Bild der 50er und 60er Jahre in Südtirol vor dem Hintergrund des Freiheitskampfes.

Die Folterbriefe der ehemaligen inhaftierten Südtiroler Freiheitskämpfer werden in den kommenden vier Wochen, jeweils am Dienstag und Donnerstag, auf der Homepage der Süd-Tiroler Freiheit publiziert. Sepp Mitterhofer, der ehemalige Obmann des Südtiroler Heimatbundes, sagte einst: „Wenn man diese Briefe liest, so gewinnt man den Eindruck, man blättere in einem Drehbuch eines Horrorfilms. Das wäre weiter nicht schlimm. In diesem Fall ist es allerdings tragisch, weil es kein Roman ist, sondern nackte Wirklichkeit und es uns Südtiroler betrifft.“ Diese Aussage trifft den Nagel auf den Kopf und lässt bereits erahnen, welches Grauen die Männer und deren Angehörigen erleiden mussten.

Der heutige Folterbrief wurde von dem damals 30 Jahre alte Schuhmacher Josef Anegg aus Kurtatsch geschrieben, in welchem er seine Misshandlungen der Südtiroler Volkspartei berichtete.

„Ich Josef Anegg des Heinrich und der Tiecher Paula geboren am 22. 6. 1932 in Kurtatsch, bestätigt die Mishandlungen, die an mir in der Carabinieri Kaserne von Kurtatsch am 17. 7. und 18. 7. 1961 angetan worden sind.
Ich bin am 17.7.1961 ungefähr um 22 h von den Carabinieri in die Caserne von Kurtatsch eingeliefert worden. Sie fragten mich ob ich weiß warum ich hier bin; ich sagte nein, das weiß ich nicht.Da bekam ich Ohrfeigen und mehrere Fausthiebe. Sie fragten auch ob ich weiß, wer immer dieße Sprengungen macht. : Da sagte ich die Volle Wahrheit, daß ich bestimmt nichts weiß. Sie glaubten mir es nicht und da bekam ich viele Ohrfeigen, Fausthiebe in den Magen, Rippen, Geschlechtsteil. Den linken Arm mußte ich ungefähr 6 Stunden hochhalten. Da mußte ich mich nackt auszien nur die Schuhe durfte ich behalten.

Mit einer brennenden Cigarette haben sie mir die Lippen, Brustwarzen, Geschlechtsteil und die Hände verbrannt. Mit einen Streichholz haben sie am Geschlechtsteil Haare verbrannt und mit einer Flachzange die Haare ausgerißen. Mit der gleichen Zange Achsel und Brusthaare ausgerißen. Mit der gleichen Zange links und rechts bei den Rippen auf, und niedergefahren.
Ich mußte mich pücken, da wollte einer von den Carabinieri von hinten ein Geschlechtsverkehr machen, aber das taten sie nicht, da haben sie mit der Zange Haare ausgerißen.
Drei mahl haben sie mir in den Mund gespuckt und ich mußte alles schlucken und dann das ganze Gesicht vollgespuckt, ich mußte es so trocknen laßen. Mit der (ein Wort unleserlich) wurde mir auf den Wadenbein gestoßen, und auf (es folgt ein unleserlich durchgestrichenes Wort).
Mit der Flachzange an den Händen gezwickt, beim letzten Glied des Mittelfingers wurde die Nerve gequetscht (rechte Hand).
Mit der Pistolentasche auf den Kopf geschlagen, bis sie entzwei gesprungen ist. Mit dem Magazin der Maschinenpistole auf den Kopf geschlagen, daß ich niedergesunken bin. Mit einer Eisenstange in dem Mund (einer 50 cm lang) und Hände hoch mußte ich die Kniebeugung machen bis ich umviel.
Die Schuhe mußte ich ausziehen, da sind sie mir auf die Zehen getreten. Mit einem Teppichklopfer auf den Rücken und Händen geschlagen. Den Küchen Besen haben sie in Dreck geduscht und dann mir in den Mund gestrichen, mit denselben Besen auf den Händen, Ohren und Kopf geschlagen. Mit einer Kette wurde ich an das Stiegengeländer gebunden und mit den Fingern gezwickt worden.
Diese Aufzeichnungen entsprechen die Volle Wahrheit. In Neumarkt und Trient bin ich von einem Arzt untersucht worden.
Ich bin von 17.7.61, 22 h Abends bis 4 h Früh 18.7.61,. mishandelt worden.
Der Mishandelte – Josef Anegg –
Trient, am 11. 10. 1961
Bin auch mit einer Nahdel an die Brust gestochen worden. (Flicknahdel)“

Weitere Folterbriefe und detailliertere Hintergrundinformationen sowie Zusammenhänge finden Sie im Buch „Für die Heimat kein Opfer zu schwer“. Dieses kann auch online im Werbekatalog der Süd-Tiroler Freiheit erworben werden.

Die bisher veröffentlichten Folterbriefe finden sie hier.

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