Die Zahl der Selbstbestimmung fordernden Regionen in Europa wird immer größer. Dies wurde auf einer internationalen Selbstbestimmungskonferenz mit dem Titel „Selbstbestimmung der europäischen Regionen und Völker ohne Staat“, die vergangenes Wochenende in der mährischen Hauptstadt Brünn stattfand, deutlich.
An der Konferenz, die von der Europäischen Freien Allianz (EFA) und deren Mitgliedspartei „Moravané“ (Die Mährer) organisiert wurde, nahm auch die Süd-Tiroler Freiheit teil. Vertreten wurde die Bewegung durch den Landtagsabgeordneten Sven Knoll und den Pressesprecher Cristian Kollmann.
Die Identitätskrise der Europäischen Union einerseits und die Renationalisierungsbestrebungen einzelner EU-Staaten andererseits führen zu einem so noch nie da gewesenen Phänomen der Selbstbestimmungsbeflügelung in den Regionen. Diese sehen sich zunehmend in ihrer kulturellen und vielfach auch sprachlich-ethnischen Eigenart bedroht und wollen sich immer weniger von einem fremdnationalen Staat bevormunden lassen.
Auch in Mähren wird der Ruf nach Selbstbestimmung immer lauter. Die EFA-Partei „Moravané“ fordert von Prag die Gleichbehandlung ihrer Region, die seit 1948 auf der Landkarte nicht mehr existiert, mit Böhmen. Außer aus Mähren beschrieben weitere Referenten – darunter politische Vertreter von Minderheiten sowie Wissenschaftler – die aktuelle Situation in ihren jeweiligen Regionen (Aragón, Kaschubien, Lausitz, Sardinien, Schlesien, Süd-Tirol, Triest, Ungarngebiete in der Slowakei) und begründeten dabei ihre Forderung nach Selbstbestimmung. Besondere Aktualität gewann die Konferenz auf Grund der jüngsten Entwicklungen in Katalonien, wo am selben Wochenende von der katalanischen Regierung der Fahrplan für die Unabhängigkeit vorgelegt wurde.
Auf reges Interesse stieß auch die Situation in Süd-Tirol. In seinem Vortag zeigte Cristian Kollmann die Lücken der Süd-Tirol-Autonomie auf und warnte am Beispiel der geplanten italienischen Verfassungsrefom vor einer weiteren Fehlentwicklung, durch die die Existenzberechtigung der Süd-Tirol-Autonomie langfristig in Frage gestellt werden könnte. Die Autonomie für Süd-Tirol laufe Gefahr, dann endgültig ausgedient zu haben. Es sei das Gebot der Stunde, sich auf der Grundlage der Selbstbestimmung für die Loslösung Süd-Tirols von Italien starkzumachen. Nur so könne die Identität der Süd-Tiroler nachhaltig gesichert werden, legte Kollmann in seinem Vortrag dar.
Auf dem Programm der Veranstaltung stand abschließend ein Selbstbestimmungsmarsch durch Brünn, bei dem die EFA-Parteien ihre Solidarität mit den Mährern demonstrierten.