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Andreas-Hofer-Gedenkfeier der L.Abg. Myriam Atz Tammerle in Prad

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Andreas-Hofer-Gedenkfeier der L.Abg. Myriam Atz Tammerle in Prad

Griaßt enk werte Anwesende zum heutigen Gedenken an unseren Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer. Vielen Dank, dass ich heute hier, bei Euch in Prad die Gedenkrede halten darf.
Oft wird die Frage gestellt, ob man Andreas Hofer als Helden sieht und vor allem warum. War es sein Mut? War es sein starker Willen und unermüdlicher Einsatz im Kampf für die Freiheit? War es seine Fähigkeit andere zu motivieren?


Was ist mit unseren Freiheitskämpfern aus den 60er Jahren? Oder unsere Katakombenlehrer und –lehrerinnen, die ebenfalls ihr Leben riskiert haben und einige sogar verloren haben – sind auch sie Helden und warum?
Weil auch sie mutig waren? Weil sie einen starken Willen und unermüdlichen Einsatz im Kampf um die Freiheit hatten?
Weil sie die aufgezwungene unterdrückende Lebenssituation nicht einfach so hinnehmen wollten, nicht tatenlos zuschauen und über sich ergehen lassen wollten! Sie kämpften für ihre Sprache, für ihre Traditionen und für die Freiheit ihrer Tiroler Heimat – für das harterkämpfte Erbe, welches sie von ihren Vorfahren übernommen.

An Gedenktagen, wie der heutige, wird man an die Geschehnisse von damals erinnert und dabei treten oft Fragen auf:
Wie war das damals – wie ist das heute?
Wie sieht es heutzutage mit dem starker Willen und dem unermüdlichen Einsatz im Kampf für die Freiheit aus?
Der südliche Teil Tirols gehört gezwungener Weise nun leider fast 100 Jahre zum fremden Staat Italien. Dass wir heute noch Tiroler sind, ist nicht selbstverständlich und der Einsatz dahinter ist keine Selbstverständlichkeit. Die zahlreichen Kultur- und Traditionsvereine die in unserem Land mussten nach und nach erst wieder aufgebaut werden. Doch sie bestehen bis heute und werden nach wie vor gepflegt.
Wir alle, durch den Einsatz jedes Einzelnen von uns, haben wir es geschafft unsere Wurzeln, den Wert unserer Tiroler Traditionen, unseres Glaubens, unserer Tiroler Geschichte von einer Generation an die nächste weiter zu geben.
Das Erbe unserer Vorfahren haben wir nicht losgelassen, selbst nach 100 Jahren Fremdbesetzung und Bevormundung nicht!

Traurig genug, dass die Bevölkerung in Bozen drei Kandidaten der faschistischen Gruppierung „Casa Pound“ in den Gemeinderat gewählt haben und faschistische Denkmäler nicht in ein Museum, sondern wiedererrichtet werden. Diese Entwicklung zeigt nichts Gutes.
Deshalb kommt es erst recht auf uns an! Solange wir noch bei diesem fremden Staat sind und Faschismus noch immer verherrlicht wird, dürfen wir als deutsche und ladinische Volksgruppe uns nicht einschüchtern lassen, sondern müssen mutig sein und selbstverständlich von unseren Rechten Gebrauch machen und auf Missstände hinweisen.
Wir dürfen nicht müde werden, uns für den Erhalt unseres Glaubens, unserer Sprache und unserer Tiroler Traditionen einzusetzen, damit diese als Erbe unserer Vorfahren auch an die nächsten Generationen weitergegeben werden.

Was treibt uns heute an, uns für die Freiheit einzusetzen?
Täglich müssen wir für den Erhalt unserer Sprache und Traditionen eintreten. Die Bevormundung Italiens und die Italienisierung haben nie aufgehört, sie haben nur eine andere Form, eine schleichende Form, angenommen!
Nur weil wir heute besser italienisch können, dürfen wir dennoch nicht den Fehler machen und auf unsere Rechte verzichten, schon gar nicht auf unser Recht auf Gebrauch der Muttersprache.
Eigentlich sollte es heute im Jahre 2017 – seit knapp 30 Jahren gibt es nun das Gesetz des Rechtes auf Gebrauch der Muttersprache, eine Selbstverständlichkeit sein, diese problemlos zu gebrauchen.
Doch die deutsche Sprache ist keineswegs der Italienischen gleichgestellt, wie es im Autonomiestatut geschrieben steht, denn unser Recht auf Gebrauch der Muttersprache wird ständig missachtet.
Ob bei der INPS, im Krankenhaus, bei den Polizeikräften oder sogar im Bozner Landesgericht. Es vergeht kein Monat im Südtiroler Landtag, in dem wir nicht mindestens zwei Fälle vorbringen, in denen das Recht auf den Gebrauch der Muttersprache verletzt wurde. Und nicht etwa weil die Italiener im Gebrauch ihrer Muttersprache benachteiligt werden, nein immer ist die deutschsprachige Bevölkerung betroffen.
Ist es die deutschsprachige Bevölkerung nicht wert, ihnen ihre Rechte zu gewähren?
Und diejenigen die von ihren Rechten Gebrauch machen, die müssen sich schikanieren lassen, dass sie sich gefälligst hinten anzustellen haben, wenn sie nicht italienisch sprechen?
Das ist ganz klare Diskriminierung der deutschsprachigen Bevölkerung!
Die Bevormundung Italiens und die Italienisierung haben nie aufgehört…
Doch seien wir mutig, lassen wir und nicht einschüchtern und machen wir Gebrauch von unseren Rechten auf Gebrauch der Muttersprache!
Denn ein Recht, von dem man nicht Gebrauch macht, stirbt!

Die Gefahr, dass ein Recht, das man nicht gebraucht stirbt, besteht auch für unser Recht auf Selbstbestimmung:
Beim selbstiniziierten Selbstbestimmungs-Referendum im Jahr 2013 befassten sich zahlreiche Leute in Süd-Tirol zum ersten Mal mit dem Thema Selbstbestimmung und was Selbstbestimmung überhaupt ist. Schauen wir uns um, wir sind nicht allein mit unseren Freiheitsbestrebungen. Die Schotten, die Katalanen und die Färöer-Inseln, auch sie setzen sich für die Unabhängigkeit ein und machen Fortschritte. Diese positiven Entwicklungen sollen auch uns auf unserem Weg in die Freiheit bestärken und zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind!
Unsere Aufgabe heute ist es, die Flamme der Freiheit aufrecht zu erhalten, um auf den Moment der Freiheit vorbereitet zu sein! Wenn wir unseren Einsatz für die Freiheit und die Selbstbestimmung einschlafen lassen, riskieren wir, wenn der Moment der Realisierung kommt, nicht vorbereitet zu sein, Signale nicht zu erkennen und die Möglichkeit auf Freiheit zu verschlafen.
Ja, es ist zwar kraftaufwendig und man braucht einen langen Atem, doch besinnen wir uns, anlässlich des heutigen Gedenktages an unsere Vorfahren auf die wir stolz sein können:
War es die Hoffnung, die Andreas Hofer und die Tiroler um ihn herum den Mut und die Kraft gegeben hat, in insgesamt vier Schlachten zu ziehen?
Vielleicht sind die Freiheitskämpfer aus den 60er Jahren dem Vorbild Andreas Hofers gefolgt, und dies gab ihnen die Hoffnung und den Mut um ein starkes Zeichen in Süd-Tirol für die unterdrückte Heimat zu setzen.

Folgen auch wir dem Vorbild unserer Vorfahren und geben die Hoffnung, den Mut und den Willen im Kampf für die Freiheit und die Selbstbestimmung niemals auf und setzen uns unermüdlich dafür ein!

Archiv, Myriam Atz Tammerle
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