Hundert Jahr’ bald angekettet,
des Seitenwechsels fetter Lohn:
Liebes Süd-Tirol, wer rettet
dich, du Melkkuh der Nation?
Das Land, wo Milch und Honig fließen,
vor allem aber gutes Geld,
das sich muss nach Rom ergießen,
einst der Mittelpunkt der Welt.
Selber kriegt es nur Befehle,
Lasten, Ärger, mehr und mehr,
und die Alttiroler Seele
ist geschwächt schon, und das sehr.
Mussolini spukt indessen
überall ganz ungeniert,
während nordwärts Andrä Hofer
ungehört im Sarg rotiert.
Aber noch wirkt dieser Name
in so manchem treuen Herz,
und der Heimatfreund im Grame
äußert laut den großen Schmerz.
Doch nicht weinerlich, mitnichten!
Aufrecht und gar selbstbewusst!
Ahnen, Opfer, sie verpflichten
zu dem Ruf aus voller Brust:
Süd-Tirol die wahren Rechte,
nicht Kulisse und nicht Schein!
Lasst die Dienerei, die schlechte,
lasst das „Bin zufrieden!“ sein!
Lasst das „Lieber so als schlimmer!“,
besser wird es nämlich nie,
wenn’s in jedem Amteszimmer
untertänig zischt: Si, si!
Zehn Jahre zählt nun die Bewegung,
die wahrt der Freiheitsstreiter Geist,
und, so meine Überlegung,
in eine bess’re Zukunft weist.
Friedlich sind heut’ die Methoden,
kämpferisch doch bleibt der Sinn,
und denen, die so abgehoben,
ohnedies die Leut’ entflieh’n.
Ich höre sie schon ängstlich beten,
seh’ sie schwitzen, die Vasall’n:
„Erhalte, Himmel, die Diäten,
die uns Roma zahlt, vor all’m!“
Das Land sei einig, ohne Schranken!
Patrioten, seid dabei!
Rückgrat zeigen, niemals wanken,
und Tirol wird wieder frei!
Kommichl