Der Südtiroler Heimatbund (SHB) erinnert an Frau Hofrätin Dr. Viktoria Stadlmayer. Die streitbare und charismatische „Grand Dame der Südtirolpolitik“ wäre am 22. August 2017 100 Jahre alt geworden, so Obmann Roland Lang.
Stadlmayer erblickte am 22. August 1917 in der Bischofsstadt Brixen als Tochter des altösterreichischen Offiziers Rüdiger Stadlmayer und seiner Frau Elisabeth Gräfin Wolkenstein-Trostburg das Licht der Welt. Auch wenn die Familie nach Niederösterreich zog, blieb Stadlmayer zeit ihres Lebens mit der Trostburg und mit Südtirol verbunden.
1941, inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges, promovierte Stadlmayer in Wien in Geschichte und trat ihre Arbeit im Institut für Landes- und Volksforschung in Innsbruck an. Im Jahr 1957 wurde die arbeitsame und gewissenhafte Beamtin mit der Leitung des neu aus der Taufe gehobenen Referates „S“ (Südtirol) der Nordtiroler Landesregierung betraut. Als besonders engagierte Leiterin formte sie tonangebend die Tiroler Politik jenseits und diesseits des Brenners. Sie war darüber hinaus auch Mitglied der österreichischen UN-Abordnung im Zuge der Internationalisierung der Südtirolfrage. Selbst bei unendlichen Außenministerkonferenzen und Ratgeberin für Eduard Wallnöfer, Silvius Magnago und Co. stand sie ihre Frau, so der SHB.
1961, im Jahr der „Feuernacht“, erlebte sie die italienische Willkür hautnah mit. So wurde sie an der Unrechtsgrenze am Brennerpass wegen angeblicher „antinationaler Propaganda“ verhaftet und für einen Zeitraum von 43 Tagen eingesperrt. Nach der Absicherung der Autonomie durch „Paket“ und „Operationskalender“ konzentrierte sich Stadlmayer im Referat „S“ um die Kontaktintensivierung zwischen den beiden Tiroler Landesteilen im kulturellen Bereich. Auch die Förderung der Südtiroler Studentinnen und Studenten an der Landesuniversität in Innsbruck war ihr immer ein großes Bedürfnis, unterstreicht Lang.
1985 trat sie im Alter von 62 Jahren in Ruhestand, die Liebe zu ihren südlichen Landsleuten erlosch dessen ungeachtet nie. Stadlmayer erhielt viele Auszeichnungen und Preise, ehe sie im Februar 2004 in Innsbruck für immer die Augen schloss. Möge sie weiterhin „von oben“ auf ihr Land schauen, dass dieses seine Gerechtigkeit erlangt. Denn die „Grand Dame der Südtirolpolitik“ war fortwährend eine Selbstbestimmungsbefürworterin, selbst wenn ihr das nicht immer Freunde bescherte, schließt Lang.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes