Die von Madrid erzwungenen Regionalwahlen in Katalonien sind gelaufen. Cristian Kollmann von der Süd-Tiroler Freiheit hat das Geschehen in Barcelona mit einer Delegation der Europäischen Freien Allianz mitverfolgt und schildert seine Eindrücke:
„Der gestrige Wahltag verlief ausgesprochen ruhig, auch nachdem, das Ergebnis bekannt geworden war. Nachdem wir insgesamt neun Wahlsektionen besucht hatten, verfolgten wir, gemeinsam mit der Partei ‚Esquerra Republicana de Catalunya‘ (Republikanische Linke Kataloniens‘) die Auszählung des Wahlergebnisses. Diese Partei wurde drittstärkste Kraft und sofort war klar, dass die independentistischen Parteien wieder, wenngleich knapp, die Mehrheit im Parlament bilden würden. Euphorie brach dennoch keine aus, vielmehr Erleichterung. Zu groß war nämlich die Angst gewesen, dass all die Repressalien, die Madrid den Katalanen durch Aktivierung des Artikels 155 der spanischen Verfassung, zukommen ließ, die Wähler einschüchtern könnte. Doch es kam anders. Trotz widrigster Umstände (mit dem Spitzenkandidaten der ‚Esquerra‘ im Gefängnis und mit dem Spitzenkanditaten der anderen großen independentistischen Partei im Exil in Brüssel) haben die independentistischen Parteien in absoluten Zahlen sogar mehr Stimmen eingefahren (2.063.361) als bei der ordentlichen Parlamentswahl 2015 (1.966.508) und beim Unabhängigkeitsreferendum am 1. Oktober 2017 (2.044.038). Allerdings sind es nun, in Sitzen ausgedrückt, nunmehr zwei weniger (70 von 135). Dies hängt damit zusammen, dass auch die Gegenseite diesmal besser mobilisieren konnte, weshalb die Wahlbeteiligung mit knapp 82 Prozent um ganze sieben Prozentpunkte höher liegt als 2015. Die rechtsliberale Partei ‚Ciutadans‘ (Bürger) ist mit 37 Sitzen stärkste Kraft geworden (2015 waren es 25), was sie sicher ihrem sehr aggressiven Wahlkampf, der von den spanischen Medien besonders unterstützt wurde, zu verdanken hat. Doch der Siegerstatuts wird dieser Partei nichts nützen, weil es für eine Koalition mit Rajoys ‚Partit Popular‘ bei Weitem nicht reicht! Rajoys Partei hat sich ordentlich blamiert, da sie mit nun nur noch drei Sitzen einen Verlust von acht Sitzen hinnehmen muss! Niemand weiß jetzt, wie es weitergeht, aber eines war sofort klar: Der Artikel 155 der spanischen Verfassung wurde in den Papierkorb gewählt, und sowohl Madrid als auch Brüssel werden definitiv genauer hinhören müssen! Die Politiker in Katalonien haben das Mandat, am Aufbau der Republik festzuhalten! – Fem República (Machen wir die Republik)!“
Cristian Kollmann
Süd-Tiroler Freiheit