Wie jedes Jahr war auch das Jahr 2017 für den Südtiroler Heimatbund ein Jahr mit Trauer, Einsatz und Freude. So mussten wir im Juni 2017 Abschied nehmen vom langjährigen Obmann des Andreas Hofer Bundes Tirol Sepp Felder. Auch Heiner Geißler, Südtirol-Aktivist und CDU-Politiker, verstarb im September.
Unser Einsatz galt auch 2017 der Selbstbestimmung, die wir auch außerhalb unseres Landes unterstützten. Freude unter den Teilnehmern herrschte bei unserer Kulturfahrt nach Partenkirchen.
Mit der Teilnahme bei volkstumspolitischen Veranstaltungen und mit zahlreichen Stellungsnahmen war der SHB auch 2017 präsent. Natürlich war die doppelte Staatsbürgerschaft dabei unser Hauptthema.
Das ehrende Gedenken an die Freiheitskämpfer am 8. Dezember wurde, wie alle Jahre, mit den Südtiroler Schützen organisiert. Der Gedenkredner Prof. Reinhard Olt hat mit seiner ausgezeichneten Ansprache wesentlich zum Erfolg der diesjährigen Kerschbaumer- Gedenkfeier beigetragen.
Bereits am 5. Jänner erinnerte der SHB an den Tod des Freiheitskämpfers Anton Gostner vor 55 Jahren. In den Militärkasernen von Brixen und Eppan wurde er schwer gefoltert, misshandelt und psychischer Gewalt ausgesetzt und starb am 7. Jänner 1962 im Gefängnis von Bozen in den Armen des Freiheitskämpfers und Ehrenobmannes des SHB Sepp Mitterhofer.
Der Vorschlag der Südtiroler Bäuerinnen, einen internationalen Tag des Brauchtums einzuführen, ist vorbildlich und eine sehr gute Idee. Die Europaregion Tirol wäre voll von Bräuchen und Werten. Diese gilt es allerdings zu erhalten und zu pflegen. Deshalb sagte der SHB den Bäuerinnen seine Unterstützung für dieses Vorhaben zu.
Der Südtiroler Heimatbund freute sich mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen über dessen Angelobung als Bundespräsident.
Außerdem wollten wir Bundespräsident Van der Bellen an sein Wahlversprechen erinnern, in dem er sich für die doppelte Staatsbürgerschaft der Südtiroler ausgesprochen hatte. Und da er ein Tiroler ist, hoffen wir, dass seine Worte nicht Schall und Rauch sind, sondern Handschlagqualität haben, so der SHB.
Die Plakataktion des Südtiroler Heimatbundes in Rom, mit der Aufschrift „Il Sudtirolo non é Italia“, hat in den letzten Wochen zu heftigen Diskussionen und kontroversen Stellungnahmen geführt. Damit wurde das Ziel der Aktion voll erreicht. Gegen die Plakatbeschmierer wurde nun Anzeige erstattet, teilte der SHB-Obmann Ende Jänner der Öffentlichkeit mit. Am 22. September wurde die Anzeige vom römischen Gericht archiviert.
Verschmutzter Grabstein von Luis Amplatz: In Absprache mit der Familie von Luis Amplatz, so Obmannstellvertreter Meinrad Berger, wurde jener Teil des aus Kalkstein bestehenden Grabsteines, auf dem sein Name, Geburtsdatum und Todestag, sowie der von ihm gewählte Spruch eingemeißelt ist, gesäubert.
Zufrieden war der Südtiroler Heimatbund über die Reaktion der italienischen Staatsbahn RFI (RETE FERROVIARIA ITALIANA). Das vom SHB beanstandete Bauschild im Bahnhof Franzensfeste wurde bereits einige Tage später durch eine zweisprachige Tafel ersetzt. Außerdem entschuldigte sich die Staatsbahn nun in einem Brief für die Unannehmlichkeiten.
Wieder einmal zeigt sich, dass man Rechte auch einfordern muss, wenn man darauf nicht verzichten will. Und das Recht auf Muttersprache ist eine Überlebensfrage für jede fremdbestimmte Volksgruppe.
Südtiroler Heimatbund: Unabhängigkeitsbestrebung keine Straftat – Heimatbund solidarisch mit venezianischen politisch Angeklagten
Der Obmann Roland Lang und der Stellvertreter Meinrad Berger haben am 17. März am Protest vor dem Gericht in Brescia teilgenommen. Dort findet zurzeit die Verhandlung gegen 34 Aktivisten aus der Lombardei und dem Veneto statt, denen vorgeworfen wird, mit einem umgebauten Traktor einen Anschlag auf die Einheit des Staates geplant zu haben. Laut Aussage des Staatsanwaltes sei bereits das Streben nach Unabhängigkeit eine Straftat.
Am Samstag, den 18 März fand in Terlan die 43. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes statt.
Höhepunkt der Versammlung war dabei die Power Point Präsentation des Buches „Von der Feuernacht zur Porzescharte“ durch den Autor und Militärhistoriker Dr. Hubert Speckner.
Das Buch ist das Ergebnis langjähriger Archivstudien, vor allem in den Beständen des Österreichischen Staatsarchivs, in Beständen des Entschärfungsdienstes des österreichischen Innenministeriums und in „streng geheimen“ Beständen des Verteidigungsministeriums. Als Oberst des Bundesheeres und Mitglied der Landesverteidigungsakademie hat Hubert Speckner weitgehende Akteneinsicht in Bestände der Staatspolizei, der Justiz und des Militärs.
Der Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Bernhard Zimmerhofer, berichtete über „Die aktuelle politische Lage in Süd-Tirol“.
Der Südtiroler Heimatbund traf sich im April mit dem Quästor Dr. Giuseppe Racca. Obmann Roland Lang, sowie sein Stellvertreter Meinrad Berger und Christoph Mitterhofer sprachen dabei die aktuellen Sicherheitsprobleme in Südtirol, die Einwanderung sowie auch eine Amnestie für die Südtiroler Freiheitskämpfer an.
Der Südtiroler Heimatbund trauert mit dem Andreas-Hofer-Bund Tirol um Ing. Josef „Sepp“ Felder. Felder, aus Absam stammend, hatte den Andreas-Hofer-Bund Tirol im Jahr 1994, also mehr als 50 Jahren nach der Zwangsauflösung durch die Nationalsozialisten, neu mitbegründet. Felder starb am Pfingstsonntag 2017 im Alter von 86 Jahren. Felder war ein aufrechter Tiroler vom Scheitel bis zur Sohle. Er war von1994 bis 2012 Obmann des Andreas-Hofer-Bundes. Danach gab er die Obmannschaft an Ing. Winfried Matuella ab, blieb aber weiterhin aktiv. Er kämpfte mit Ausdauer und folgerichtiger Konsequenz mit demokratischen Mitteln für das Selbstbestimmungsrecht seiner südlichen Landsleute und für die Einheit Tirols
In einer Gedenkrede am offenen Grab würdigte der Obmann des SHB die Verdienste dieses aufrechten Patrioten.
Bayern fängt gleich ober Scharnitz an – Heimatbund besucht bayrische Freunde
Auf Einladung des Andreas-Hofer-Bundes Deutschland (AHB Deutschland) führte der diesjährige Ausflug des Südtiroler Heimatbundes am 11. Juni nach Bayern, in das schöne Partenkirchen und auf die Kreutalm, dessen Wirt auch ein AHB-Mitglied ist. Und keine Fahrt des SHB ohne Südtirol-Bezug: Auf der Fahrt berichteten Herlinde und Claudius Molling über ihre Erlebnisse während des Freiheitskampfes.
Am 25. Juni jährte sich zum 50. Mal der „Vorfall“ auf der Porzescharte im osttirolerisch–bellunesischen Grenzgebiet, dem vier Angehörige der italienischen Streitkräfte zum Opfer fielen. Jahrzehntelang wurde dieser Fall seitens Italien den Südtiroler Freiheitskämpfern bzw. dem BAS in die Schuhe geschoben. Italien ging sogar soweit, den möglichen österreichischen EWG-Beitritt aufgrund „Unterstützung von Terroristen“ mit einem Veto zu belegen. Dank dem Militärhistoriker Oberst Mag. Dr. Hubert Speckner haben wir genauere Erkenntnisse erhalten, was sich an jenem Sonntag vor einem halben Jahrhundert zugetragen oder eben nicht zugetragen hat. Dazu hat Speckner die österreichischen Akten durchforstet und ausgewertet.
Wenn Italien schon zu feige ist, seine Archive zu öffnen, sollte der Stiefelstaat zumindest die Verfolgung der damals Betroffenen abbrechen. Es wäre mehr nur als ein diplomatischer Akt im europäischen Geiste, alle noch lebenden Freiheitskämpfer, welche ihren Lebensabend im „Exil“ verbringen müssen, zu begnadigen. „Dürfen sie erst als Tote in die Heimat zurückkehren?“, stellte der SHB verbittert fest.
Es war uns schon immer ein Anliegen, etwas zu schaffen, mit dem Tiroler ihre Heimatliebe auch nach außen zeigen können. Mit den neuen weißroten Schals mit dem Tiroler Adler und der Schrift „Für unsere Heimat-Tirol“ ist uns dies nun gelungen.
Fußballfans haben sie schon lange, nun hat sich auch der SHB Schals zugelegt. Sie sind ein aussagekräftiges Werbemittel, können schnell umgehängt werden und sind geschlechtesneutral. Auch passen sie zu jeder Körpergröße. Dies waren die ausschlaggebenden Gründe, als der Bundesausschuss bei seiner letzten Sitzung dieses Werbemittel einstimmig beschlossen hat.
Mit den Schals „eingekleidet“ wurden bereits einige Funktionäre der Jungen Süd-Tiroler Freiheit sowie die jungen Mataner Plattler. Weitere Gruppierungen werden folgen.
Im September starb der CDU-Politiker Heiner Geißler. Sein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden ließ ihn in den 1960er Jahren aktiv für die Südtiroler Sache Partei ergreifen: Was mir oft Freiheitskämpfer hinter vorgehaltener Hand sagten, hat Heiner Geißler selbst in verschiedenen Zeitungsinterviews bekannt: Er unterstütze als junger Student aktiv den Südtiroler Befreiungskampf, indem er Kurierdienste für die Freiheitskämpfer übernahm. Der SHB würdigte ihn mit einem Nachruf.
Die Menschenrechtspakte sind von Italien mitunterzeichnet und damit innerstaatlich geltendes Recht. Auf dieser Grundlage könne Südtirol die Selbstbestimmung einfordern. Zum vierzigsten Jahrestag des Inkrafttretens der Menschenrechtspakte hat der Südtiroler Heimatbund im November ein Plakat gedruckt. Auf rot-weiß-rotem Untergrund trägt es die Überschrift: „Auch bei langen Wegen muss man den ersten Schritt tun – 40 Jahre Bestätigung der Menschenrechtspakte durch Italien – Grundlage für unser Selbstbestimmungsrecht.“
In einem Brief an Sebastian Kurz ersuchte der Südtiroler Heimatbund den designierten Bundeskanzler von Österreich, sich für eine Generalamnestie der Freiheitskämpfer sowie für die Doppelstaatsbürgerschaft der Südtiroler einzusetzen. Auch das Selbstbestimmungsrecht der Tiroler südlich des Brenners sollte unserem Vaterland Österreich ein dauerhaftes Anliegen bleiben, so Obmann Roland Lang.
Der Südtiroler Heimatbund wollte den 250. Geburtstag des Tiroler Freiheitshelden am 22. November auf besondere Weise begehen. Jeder Tiroler, der sich am Geburtstag von Andreas Hofer, also dem 22. November, beim SHB meldete, sollte kostenlos eine Tiroler Fahne bekommen. Der Fahne sollte außerdem aus aktuellem Anlass ein Begleitschreiben beiliegen, in dem der bekannte Prof. Dr. Dr. h. c. Reinhard Olt das Leben und Wirken des Freiheitshelden würdigte.
Wir hatten allerdings nicht mit einer so großen Nachfrage gerechnet. Innerhalb von nur 3 Tagen wurden uns 900 Anfragen zugesandt, 300 an einem Tag. Auch aus Welschtirol kamen erfreulicherweise zahlreiche Anfragen.
Wie alle Jahre nahmen Vertreter des Andreas Hofer Bundes Tirol sowie des Andreas Hofer Bundes Deutschland (AHB Deutschland) an der Gedenkfeier für Sepp Kerschbaumer teil. Dieses Jahr hatte der Obmann des deutschen AHB, Hermann Unterkircher, ein schönes Geschenk für den SHB in Form einer Spende von 500 Euro dabei.
Dies ist nur ein Auszug aus der Tätigkeit des SHB im Jahre 2017. Ein Dank gebührt allen, die auch dieses Jahr den Südtiroler Heimatbund aktiv unterstützt haben. Dazu gehören die Mitglieder des Bundesausschusses, aber auch viele andere, die mit Argumenten, Hinweisen und nicht zuletzt Spenden unseren Einsatz für die Heimat erst möglich gemacht haben. Vergeltsgott!
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes