Heute Vormittag fand in der Stadt Bozen eine Feier zum 90. Gründungstag der Sektion Bolzano der Alpinivereinigung ANA statt. Mit dabei waren u. A. auch die Alpinisektionen der anderen mehrheitlich von Italienern bewohnten Gemeinden der Provinz. Im Umzug waren sie mit den Gemeindestandarten präsent. Mit der Trikoloreschleife und dem Alpinihut marschierte auch der Bürgermeister von Bozen in den ersten Reihen mit. Es bleibt fraglich, so SHB-Obmann Roland Lang, der dem Umzug nachdenklich zuschaute, was bzw. wieviel die Alpini über ihre eigene Geschichte wissen.
Was die meisten Mitmarschierenden nicht wussten oder nicht wissen wollten, ist dass die Gründung der „Associazione Nazionale Alpini“ nicht nur im Zusammenhang mit der Einweihung des „Siegesdenkmals“ durch den italienischen König Vittorio Emanuele, sondern auf Initiative des faschistischen Abgeordneten und Präsidenten der ANA sowie des Reichsfrontkämpferverbandes „Opera Nazionale Combattenti“ (ONC), Angelo Manresi erfolgte.
Er war ein rücksichtloser und brutaler Förderer der Entnationalisierungsmaßnahmen in Südtirol und der systematischen Eliminierung der Deutsch-Südtiroler. Einer seiner Standartsätze lautete: „Es muss getrachtet werden, dass die deutschspachigen Kinder nicht in ihren Familien gefangen bleiben, sondern in gesunde Erziehungsmilieus rein italienischen Charakters hineingebracht werden. Spiel, Sport, Balilla, Kindergarten, Schule müssen Herz und Sinn des Kindes rasch italianisieren.“
Die ANA Gründung und Einweihung des Faschistentempels stand nicht nur im Zeichen des Sieges gegen Österreich und der gewaltsamen Einverleibung Südtirols, sondern wie Tiroler Zeitungen von damals berichteten, ganz im Zeichen der Furcht vor Attentaten (Innsbrucker Nachrichten 13. Juli 1928).
Wie zu erwarten, waren die Südtiroler der gesamten Veranstaltung völlig fern geblieben. Nur einige Musikkapellen hatte man mit mehr oder minder offenen Drohungen mit ihrer Auflösung dazu gezwungen, teilzunehmen.
Noch heute rühmt sich die Alpini Vereinigung „Alto Adige“ auf ihrer Internetseite (http://www.ana-altoadige.it/index.php/storia), am selben Tag gegründet worden zu sein, an dem das Siegesdenkmal eingeweiht wurde und natürlich auch zahlreich daran teilgenommen zu haben.
Die mehr als fragwürdige, kritiklose und geschichtlich nationalistisch angehauchte Jubiläumsfeier der ANA am heutigen Herz-Jesu-Tag und Bekenntnistag zur Einheits Tirols wirft mehr als einen Schatten auf die heutige Realität in Südtirol. Da die ANA in Bozen am 12. Juli 1928 gegründet wurde, hätte es zahlreiche Ausweichmöglichkeiten auf andere Sonntage gegeben, schließt Roland Lang.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes