Im Seniorenzentrum Grieser Hof wurde soeben ein kleines Museum mit der Bezeichnung „Pons Drusi“ eröffnet. „Diese Bezeichnung ist irreführend, weil sie den Eindruck erweckt, dass sich die einstige römische Raststätte ‚Pons Drusi‘ in Gries befand“, gibt die Süd-Tiroler Freiheit zu bedenken.
Cristian Kollmann, Bozner Ortssprecher und Toponomastikexperte, ist verwundert, dass die Direktorin des Amtes für Bodendenkmäler, Catrin Marzoli, mit der Aussage zitiert wird, dass es sich bei der Fundstelle um „die bedeutendsten bisher bekannten archäologischen Reste von ‘Pons Drusi’, dem römerzeitlichen Bozen“, handle. Für diese Behauptung gebe es keine wissenschaftlichen Anhaltspunkte, so Kollmann: „Gries war in römischer Zeit sicher eine bedeutende Siedlung, doch wie der Ort in römischer Zeit hieß, ist unbekannt!
Es gibt also keinen Anlass – außer vielleicht einen politischen – die einstige römische Raststätte Pons Drusi im heutigen Gries zu lokalisieren. Feststeht nur, dass sie sich am Brückenkopf der Via Claudia Augusta, irgendwo zwischen dem Zusammenfluss des Eisacks und der Talfer befand, entweder in Richtung Brenner oder in Richtung Reschen. Pons Drusi war dabei nicht das einzige römische Prädium. Daneben gab es im Raum des heutigen Stadtgebietes auch andere römische Prädien, also Landgüter, wie *Baudianum (Bozen) und *Russianum oder *Russiana (Moritzing).“
Cristian Kollmann
Süd-Tiroler Freiheit