Barcelona. Eine Million Menschen – dies laut Schätzung der städtischen Verkehrspolizei – haben am Dienstag an der Diada, dem Nationalfeiertag der Katalanen, teilgenommen.
Auf der von der katalanischen Nationalversammlung organisierten Kundgebung wurden drei Forderungen erhoben: Die Freilassung der politischen Gefangenen, die Rückkehr der im Exil lebenden katalanischen Politiker sowie die Umsetzung der katalanischen Republik.
Cristian Kollmann von der Süd-Tiroler Freiheit hat die Kundgebung im Internet mitverfolgt und Bekannte, die in Barcelona vor Ort sind, nach ihren Eindrücken gefragt. Zu ihnen gehören eine Südtirolerin, die in Katalonien lebt, ein in Barcelona lebender Deutscher, der halb Katalane ist und auch bereits in Südtirol zu Gast war, sowie ein Katalane, der seine Zeit oft in Südtirol verbringt.
Rosa Mair Pitzalis stammt aus Prettau und lebt seit über 30 Jahren in Katalonien. Auch heuer nahm sie wieder an der Veranstaltung teil. Cristian Kollmann gegenüber berichtete sie: „Der Unabhängigkeitstag ist für mich Pflichtprogramm. Dieses Mal bin ich besonders überwältigt! Das katalanische Volk hat mehr denn je bewiesen, dass sein Freiheitswille, trotz der schärfsten Repressalien durch Madrid seit der Franco-Diktatur, nicht gebrochen werden kann. Die Katalanen sind für mich ein großes Vorbild, und die Südtiroler sollten es ihnen gleichmachen!“
Heiko Kraft hat eine deutsche Mutter und ist als Kind nach Katalonien gezogen. Seit Jahren engagiert er sich in der katalanischen Zivilgesellschaft für die katalanische Unabhängigkeit. Er beschreibt die Veranstaltung mit folgenden Worten: „Es waren zwei sehr intensive und anstrengende Tage hier in Barcelona: gestern mit dem Fackelzug der Nationalversammlung durch Barcelona und heute bei der großen von uns organisierten Demonstration. Wir haben fleißig mitgeholfen und sind sehr froh über den neuerlich großen Zulauf. Ich hoffe, dass in den europäischen Medien darüber berichtet wird. Es war spitze!“
Carles Gel ist ein katalanischer Alpinist, der, beruflich bedingt, viel in den Bergen unterwegs ist, vor allem auch in Südtirol. Südtirol ist für ihn eine zweite Heimat geworden. Auch für ihn ist es nicht das erste Mal, dass er an der Diada teilnimmt. Sein Eindruck von ihr: „Heute habe ich gesehen, dass das katalanische Volk den Glauben nicht verloren hat und dass man an der Unabhängigkeit festhält. Die Katalanen sind stolz auf ihr Land. Sie machen weiter und lassen sich nicht einschüchtern. Die Unabhängigkeit wird in den nächsten Monaten kommen. Diesbezüglich bin ich sehr optimistisch.“
Auch Cristian Kollmann ist überzeugt: „Autonomie in Katalonien war gestern, jetzt kommt die Republik! Dies war in den zahlreichen Reden der Veranstalter und der Gäste immer wieder herauszuhören. Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez wird einsehen müssen, dass sich die Katalanen mit Autonomiegeplänkel und sonstigen Worthülsen, die von den politischen Gefangenen und von einem unabhängigen Staat Katalonien ablenken sollen, nicht abspeisen lassen.“
Cristian Kollmann
Süd-Tiroler Freiheit