Es sollte eine symbolische Aktion des Gedenkens an die Opfer der Zerreißung Tirols vor hundert Jahren werden, so SHB- Obmann Roland in einer Aussendung. Dazu wurde absichtlich jener Platz ausgesucht, der von den Faschisten zur Feier eines Sieges errichtet wurde, der nie stattgefunden hat. Natürlich freute es uns aber, dass mehr als hundert Personen daran teilgenommen haben, obwohl niemand persönlich dazu eingeladen wurde.. Die Veranstaltung sollte dabei keinesfalls eine Provokation sein, sondern ein Gedenken an Gefallene, Freiheitskämpfer und alle anderen, die in den letzten 100 Jahren in Tirol verfolgt wurden.
Der Südtiroler Heimatbund begrüßte als Gastgeber die Anwesenden, besonders die Freunde des Kulturvereines Noi Tirolesi/ Wir Tiroler, die mit der Dornenkrone unter der Leitung von Präsident Vittorino Matteotti angereist waren.
„Mit der italienischen Besetzung Tirols zwischen Borghetto und Brenner vor 100 Jahren begann der Leidensweg des südlichen Tirols. Er begann mit der Verfolgung der Soldaten, die die österreichische Uniform getragen hatten und erreichte mit der Unterdrückung jeder Tiroler Identität unter dem Faschismus ihren traurigen Höhepunkt. Auch nach dem Untergang des Faschismus verfolgt Italien weiterhin das Ziel, Südtirol zu einer italienischen Provinz zu machen“, so SHB-Obmann Roland Lang in seiner Ansprache.
Eva Klotz erinnerte in ihrer Ansprache an das große Unrecht der gewaltsamen Teilung Tirols, das viele vergessen machen wollten. Wahrer Frieden könne nur auf dem Boden der Gerechtigkeit gedeihen. Als schmerzlich empfinde man die Leugnung der Tiroler Geschichte auch durch einen Lügentempel, der den Namen „Siegesdenkmal“ trägt.
Sie ermunterte vor allem die Jugendlichen, sich mit der Geschichte Tirols vertraut zu machen, um mit demokratischen Mitteln und in wahrhaft europäischem Geiste das Unrecht eines Tages zu beenden. Den vielen anwesenden Welschtirolern sprach sie Mut zu, sie empfinden die Dornen besonders, da sie ihrer Identität und Geschichte regelrecht beraubt
worden seien.
Es folgte die Anbringung des 100. Stachels durch Dr. Eva Klotz, Noi Tirolesi Präsident Vittorino Matteotti und SHB Obmann Roland Lang.
Noi Tirolesi Präsident Vittorino Matteotti erinnerte in seiner Rede auch an jene italienischen Soldaten, die nicht bereit waren, für die Eroberung fremder Erde zu kämpfen und deshalb erschossen wurden. Auch Ihrer wäre zu gedenken, so der Noi Tirolesi Präsident.
Heute sind wir versammelt, um an das Leiden des Tiroler Volkes vor dieser geweihten Krone zu erinnern. Ein heiliges Symbol für uns Tiroler, so Matteotti.
Die Gedenkfeier schloss mit dem Verlesen einer Aussage von Papst Johannes an südamerikanische Regierungsmitglieder:
„Ein Volk, das seine Vergangenheit, seine Geschichte, seine Wurzeln vergisst, hat keine Zukunft; es ist ein verdorrtes Volk. Das Gedächtnis, das fest auf der Gerechtigkeit gegründet ist, vertreibt Gefühle der Rache und des Hasses, verwandelt die Vergangenheit in eine Quelle der Inspiration, um eine Zukunft des Miteinanders und der Harmonie aufzubauen, während es uns die Tragödie und Sinnlosigkeit des Krieges bewusst macht. Bauen wir immer den Frieden auf!“ (Papst Franziskus in Paraguay).
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes