17 von 268 deutschen Kindergärten haben einen Anteil an Kindern aus Nicht-EU-Ländern über 30 Prozent. In zwei von diesen 17 Kindergärten ist der Anteil von Nicht-EU-Bürgern und italienischen Staatsbürgern gleich hoch. In weiteren zwei Kindergärten ist der Anteil an Nicht-EU-Bürgern höher als jener der italienischen Staatsbürger. Damit wird in 17 Fällen die von der Süd-Tiroler Freiheit geforderte Obergrenze von 30 Prozent Kindern nicht-deutscher Muttersprache überschritten. Es gilt festzuhalten, dass Kinder, die aus dem EU-Raum stammen, nicht zwangsläufig der deutschen Sprachgruppe angehören.
Besonders besorgniserregend ist der Fall im deutschen Kindergarten Meran/Fröbel: Im heurigen Kindergartenjahr 2018/2019 sind von den insgesamt 17 eingeschriebenen Kindern nur noch sechs Kinder (35,29 Prozent) Süd-Tiroler. Der Rest von 11 Kindern (64,71 Prozent) sind aus Nicht-EU-Staaten.
Ein weiterer eklatanter Fall ist im deutschen Kindergarten Bozen/Weggensteinstraße: Dort sind von den insgesamt 44 eingeschriebenen Kindern lediglich 17 Kinder (38,64 Prozent) Süd-Tiroler. Der Rest von 27 Kindern (61,36 Prozent) sind Nicht-EU-Bürger.
In den beiden deutschen Kindergärten Blumau und Waidbruck ist der Anteil von Nicht-EU-Bürgern und Süd-Tirolern gleich hoch.
Die Realität dürfte noch viel schlimmer sein. Da die Landesregierung in den zur Verfügung gestellten Zahlen nur zwischen italienischen Staatsbürgern, EU-Bürgern und Nicht-EU-Bürgern unterscheidet, nicht aber zwischen Deutschen und Italienern, sei davon auszugehen, dass der Anteil deutschsprachiger Süd-Tiroler an den Kindergärten noch wesentlich niedriger ist, zumal auch immer mehr Italiener ihre Kinder in den deutschen Bildungseinrichtungen einschreiben würden.
Angesichts dieser schockierenden Zahlen offenbare sich der dringende Handlungsbedarf. „Alle Ankündigungen der Landesregierung wurden bisher entweder nicht umgesetzt, oder blieben wirkungslos“, kritisiert die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle.
Die Süd-Tiroler Freiheit erachtet es für notwendig, die nicht-deutschsprachigen Kinder besser aufzuteilen und zusätzlich sicherzustellen, dass Grundkenntnisse der deutschen Sprache als Voraussetzung für die Einschreibung in eine deutschsprachige Bildungseinrichtung (Kindergarten oder Schule) festgeschrieben werden müssen.
„Verpflichtende Deutschkenntnisse vor der Einschreibung in den Kindergarten bzw. in die Schulen ist die einzige Möglichkeit, die vom Autonomiestatut verankerte Ausbildung in der deutschen Muttersprache für Süd-Tiroler auch langfristig zu garantieren“, ist Sven Knoll, Landtagsabgeordneter der Süd-Tiroler Freiheit, überzeugt.
„Es geht nicht darum, einem Kind den Zugang zum Kindergarten zu verwehren, sondern die bestmögliche Zusammenarbeit von allen Beteiligten, Kindern, Eltern und Kindergartenbetreuerinnen zu gewähren. Zudem ist es notwendig, demografische Entwicklungen im Auge zu behalten und gegebenenfalls – wie hier ersichtlich – durch rechtzeitig ergriffene Maßnahmen entgegenzuwirken. Dies verringert die Entstehung von Konfliktsituationen und trägt zu einem guten und friedlichen Zusammenleben aller Beteiligten bei“, sagt Atz Tammerle.
Die Süd-Tiroler Freiheit fordert daher eine Überprüfung der Deutschkenntnisse vor der Einschreibung. Sollten Kinder über gar keine Deutschkenntnisse verfügen, müssen diese in gesonderten Gruppen mit Sprachintensivprogrammen vorbereitet werden. Als Beispiel sei hier das österreichische Modell „Deutsch vor Schuleintritt“ genannt.
„In diesem Zusammenhang sei aber auch die Verantwortung der Eltern genannt, für das Erlernen der deutschen Sprache ihrer Kinder Sorge zu tragen. Ohne die Unterstützung des Elternhauses kann der Spracherwerb nicht erfolgen. Jeder hat in Süd-Tirol die Möglichkeit, in Kontakt mit der deutschen Sprachgruppe zu treten und auch über die deutschsprachigen Rundfunk- und Fernsehprogramme, abseits des Unterrichtes, die deutsche Sprache zu vertiefen“, erklärt Knoll.
Landtagsfraktion der Süd-Tiroler Freiheit.