Bei der Gedenkfeier für die Internierten des Bozner Lagers und aller Opfer des Nazifaschismus an der Mauer in der Reschen Straße fand es Bürgermeister Caramaschi wieder nicht notwendig, auch nur ein deutsches Wort an die Anwesenden zu richten. Dabei hätte ein „Guten Morgen“ genügt, um seinen guten Willen zu zeigen. Dr. Caramaschi ist der deutschen Sprache halbwegs mächtig und hebt gerne hervor, Bürgermeister aller zu sein.
Als Obmann des SHB habe ich wie alle Jahre der Gedenkveranstaltung beigewohnt, so Roland Lang. Da die Feier von der Gemeinde Bozen organisiert wird, habe ich mir zweisprachige Ansprachen erwartet. Landeshauptmannstellvertreter Arnold Schuler sprach auch richtigerweise in beiden Landessprachen.
Wie von den wenigen deutschen Teilnehmern erwartet, hat niemand der Redner das damals ebenfalls in Südtirol errichtete „Campo di Concentramento Prato Isarco“ in Blumau erwähnt. Dabei wurde dieses faschistische Internierungslager in den italienischen Dokumenten immer als „Campo di concentramento“ bezeichnet.
Im vergangenen Herbst wurde in Blumau endlich auch für diese Häftlinge eine Gedenktafel eingeweiht und Buchautor Günther Rauch hat eine Dokumentation über die Geschichte und die Misshandlungen in diesem Lager vorgestellt. Zeitweise waren hier an die 3.000 Personen eingesperrt! Daran, dass die Gefangenen ihrer Freiheit beraubt waren, ließen Stacheldraht, 66 Scharfschützen, Schwarzhemden und tägliche Appelle keinen Zweifel aufkommen. Für eine vorbereitete Massenerschießung wurden Belege gefunden.
So wie die vielen italienischen Konzentrationslager in Ost- und Nordafrika, in Griechenland und in Slowenien während des Weltkrieges, passen solche „Einrichtungen“ aber nicht in das Geschichtsbild über das „Ventennio Fascista“ bzw. die italienische Geschichtsaufarbeitung.
Der Südtiroler Heimatbund möchte hiermit den Vorschlag einbringen, auch die Internierten des „Campo di Concentramento Prato Isarco“ bei der Gedenkfeier im Durchgangslager Bozen miteinzuschließen und dieses Gedenken damit zu einer Landesfeier aufzuwerten, schließt Lang.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes