Die Süd-Tiroler Freiheit begrüßt die Abschaffung des Toponomastikgesetzes durch die Landesregierung. Der Sprachwissenschaftler und Toponomastikexperte der Bewegung, Cristian Kollmann, sieht nun die Chance für einen Neubeginn. Nunmehr gelte es, wissenschaftlich und ideologiefrei zu argumentieren.
„Das Toponomastikgesetz von Luis Durnwalder war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Es entbehrte jeder wissenschaftlichen und juristischen Grundlage!“, urteilt Kollmann. Er führt weiter aus: „Zuallererst gilt es, die drei faschistischen Ortsnamendekrete abzuschaffen. Doch diesen Schritt hat die SVP immer gescheut. Als nächstes geht es darum, die wissenschaftlichen Kriterien für die Amtlichkeit der Orts- und Flurnamen festzulegen. Diese sind dann erfüllt, wenn ein Name historisch fundiert ist, also schon vor dem Faschismus und außerhalb der faschistischen Ortsnamendekrete dokumentiert ist. Neben den deutschen und ladinischen sind dies ca. 200 italienische Namen.“
Auch aus juristischer Sicht sieht Kollmann keine Hürden. An die SVP appelliert er, sie möge es unterlassen, den Irrtum zu verbreiten, dass der Pariser Vertrag und das Autonomiestatut die Verpflichtung zur Zweisprachigkeit in der Ortsnamengebung vorsehen würden: „Nirgends steht geschrieben, was mit Zweisprachigkeit in der Ortsnamengebung gemeint ist. Zudem wird nirgends auf die faschistischen Dekrete Bezug genommen. Auch ist an keiner Stelle davon die Rede, dass Namen übersetzt werden müssten“, stellt Kollmann klar.
„Orts- und Flurnamen sind, wie Personennamen, wichtige Zeugen der Sprach- und Siedlungsgeschichte eines Volkes und dürfen nicht manipuliert werden!“, mahnt der Sprachwissenschaftler.
Abschließend zieht er folgenden Vergleich: „Während in Nord- und Osttirol die Flurnamen zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurden, ist man in Südtirol mehr denn je dazu geneigt, faschistische und fiktive Namen und somit de facto Kulturverbrechen als Kulturgut zu reinterpretieren, während die deutschen und ladinischen Namen immer noch nicht amtlich sind. Von der Landesregierung erwarte ich mir ein starkes kulturpolitisches Signal, wie es anderswo schon längst gegeben wurde. Erst dann ist die Basis für ein friedliches und faschistisch unbelastetes Miteinander geschaffen.“
Cristian Kollmann
Süd-Tiroler Freiheit