In diesen Tagen erinnern wir uns jenes denkwürdigen Februartages in Mantua, an dem die französische Besatzung Andreas Hofer zum Hinrichtungsplatz führte. Trotz der Rache des Siegers, der Zerstörungen und Brandschatzungen der Dörfer, der willkürlichen Hinrichtungen blieb in den blutenden Herzen der Tiroler die Erinnerung an den Freiheitskampf lebendig. In allen europäischen Ländern, die unter der Herrschaft Napoleons zu leiden hatten, sprachen die Menschen über den Heldenmut der Tiroler, so Roland Lang in einer Aussendung des Südtiroler Heimatbundes.
Schauen wir aber nicht nur rückwärts, denn in Spanien stehen 12 Menschen vor Gericht, weil sie mit demokratischen Mitteln für die Freiheit ihres Volkes kämpfen. Sie sind die Andreas Hofer der Jetztzeit, auch ihnen wird von nationalistischen Politikern und Richtern ein Prozess gemacht.
Die Tiroler haben 1809 allen unterworfenen Völkern ein Beispiel ihres Freiheitswillens gegeben. Am 20. Februar 1984 hat der unvergessene Landeshauptmann von Nordtirol Eduard Wallnöfer dazu erklärt:
„Wenn man die so tragische Entwicklung rückblickend betrachtet und leidenschaftslos zu beurteilen versucht, wird man von einem großen Heldentum reden und sagen dürfen, dass die tiefgläubigen Tiroler Patrioten, wie etwa Peter Mayr, der Wirt an der Mahr, Peter Sigmair aus Olang und viele andere, im Glauben an die gute Sache gekämpft haben und heldenhaft gestorben sind und dass wir uns vor diesen Patrioten verneigen müssen.“
Ein entschlossenes Nein zur Erniedrigung ihrer Heimat setzten auch die Freiheitskämpfer der sechziger Jahre der Weiterführung der faschistischen Unterdrückungspolitik durch das demokratische Italien entgegen.
So sei an den Bauern und Leutnant der Schützenkompanie Gries Luis Amplatz erinnert. In ganz Südtirol machten die Carabinieri vor 60 Jahren an diesem 20. Februar 1959, dem Andreas-Hofer-Gedenktag, Jagd nach weiß-roten Tirolerfahnen.
Eine Carabinieristreife sah an diesem Tag in Moritzing bei Bozen-Gries am Haus des mutigenObstbauern und späteren Freiheitskämpfers Luis Amplatz eine große rot-weiße Fahne vom Dachgiebel hängen. Darunter befand sich ein Bild, das einen roten Tiroler Adler darstellte und die Aufschrift trug „Hoch Tirol!“
Auf Befehl des Kommandanten stiegen die Carabinieri mit einer Leiter über den Zaun. Sie erreichten die Fahne nicht, weil diese zu hoch hing. Sie bargen aber immerhin den aufrührerischen Adler.
Luis Amplatz wurde angezeigt und für sein Bekenntnis zu Tirol zu einem Monat und 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Heutzutage dürfen wir unsere Tiroler Fahne uneingeschränkt aufhängen. Nutzen wir dieses Recht, um Andreas Hofer, Sepp Kerschbaumer und alle, die für die Heimat Opfer gebracht haben, zu ehren.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes